Fehlbildung

Aurelio Nuño Mayer hat Großes vor. Als die »am tiefsten greifende Bildungsreform seit vielen Jahrzehnten in diesem Land« preist der mexikanische Bildungsminister die Pläne der Regierung an. »Glücklicher« werden die mexikanischen Schülerinnen und Schüler, weil sie dank einer besseren Ausbildung das machen können, was sie wollen, verspricht der Politiker der Regierungspartei PRI der jungen Generation. Schließlich soll diese dann auch dafür sorgen, dass Mexiko »sich effizienter und effektiver in einer globalisierten und wettbewerbsorientierten Welt einfügen« kann, wie der 38jährige vergangene Woche in einer Rede betonte. Er ist erst seit August Bildungsminister, die Bildungsreform wurde jedoch bereits 2013 beschlossen und seitdem gibt es Widerstand gegen das Vorhaben (Jungle World 43/2013). Auch die meisten Lehrkräfte stimmen zu, dass eine Bildungsreform in Mexiko dringend nötig sei. Ganz im Sinne von Effizienz und Wettbewerb liegt ein Hauptaugenmerk der beschlossenen Maßnahmen jedoch auf der Evaluation der Lehrkräfte, diese soll die Qualität des Bildungssystems verbessern und auch über Beförderung und Gehaltshöhe entscheiden. Eine Verbesserung von Inhalt, Materialien und Methoden des Unterrichts sind kaum Gegenstand der Reform.
Insbesondere gegen die Evaluation, der sich in den vergangenen Wochen in einer ersten Etappe ein Zehntel der mexikanischen Lehrkräfte in einem mehrstündigen Test unterziehen sollte, wehren sich Gruppen wie die Lehrergewerkschaft CNTE. Regionale Unterschiede würden nicht beachtet und es werde vor allem darauf gezielt, gewerkschaftliche Organisation zu unterbinden, so die Kritik. Dutzende Menschen wurden bei den jüngsten Protesten in mehreren Bundesstaaten verletzt, mehrere verhaftet. Anfang Dezember wurde ein Lehrer bei einem Blockadeversuch in Chiapas sogar getötet. Nuño Mayer macht für den Widerstand Gewerkschaftsfunktionäre verantwortlich, die »Angst vor dem Verlust ihrer Privilegien« hätten und denen es um »politischen oder ökonomischen Nutzen« gehe. Das kann man auch ihm vorwerfen, schließlich gilt der junge Minister als Anwärter auf das Präsidentenamt. Als solcher muss er zeigen, dass er sich durchsetzen kann. Zu einem von der CNTE angebotenen Gespräch am Sonntag erschien er nicht. Das Glück der Lehrkräfte Mexikos liegt ihm eben nicht am Herzen.