Putzen für Verständigung

Neujahrsmorgen. Ausschlafen. Schwerer, ausgewachsener Kater. Einige sind noch unterwegs: um acht Uhr Schlangenbildung vor dem EC-Automaten, um noch ein paar Stunden weiterziehen zu können. Durch den schwarzroten Böllermatsch und den Sumpf aus Scherben und Raketenstielen. Doch Moment, wo ist er hin, der Sumpf? Ah, dort hinten fegen bereits einige Jugendliche und beseitigen eifrig die Spuren des Festes. Na, wenigstens halten sie keine Schilder in die Luft: »Ihr sauft, wir arbeiten.« Seit 19 Jahren ruft der Jugendverband der muslimischen Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat zur ehrenamtlichen Arbeit am Neujahrsmorgen auf. »Derzeit steht der Islam erneut am Pranger und jugendliche Muslime setzen ein sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit und Versöhnung«, heißt es in der Pressemitteilung zum Neujahrsputz. Das Projekt habe zum Ziel, »Barrieren sozialer und kultureller Unterschiede zu brechen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu werben«. Aber was hat das mit Schaufel und Kehrblech zu tun?   OKO
Am Ende der Karriere
Gregor Gysi. Die Superillu kriegt sie alle. Naja, nicht ganz. Aber unter den Ossis mehr als Spiegel, Focus, Stern und Bunte zusammen. Eigenen Angaben zufolge ist die Superillu nämlich – ein Magazin, das »Integrations- und Lebenshilfe beim Zusammenwachsen von Ost und West« leisten will – die meistgelesene Kaufzeitschrift in Ostdeutschland, jeder dritte Erwachsene lese sie regelmäßig. Aktuelle Themen auf der Web­site: Die zehn erfolgreichsten Amiga-Alben nach der Wende, Sachsen-Anhalts schöne Gesichter, 15 juristische Urteile, die Rentner kennen sollten. Und im Shop wird neben »So viel Leben!« von Katharina Witt eine CD angeboten, die die größten Hits der Ost-Rocker versammelt. Irgendwas sagt einem, dass es vielleicht so abwegig gar nicht ist, Gregor Gysi demnächst als Kolumnisten ausgerechnet dieser Publikation zu sehen. Der 67jährige ehemalige Vorsitzende der PDS soll sich auf dem Kolumnistenplatz mit dem sächsischen CDU-Bundespolitiker Arnold Vaatz abwechseln. Jetzt auch in ihrer Arztpraxis!   OKO
Die arme Verwaltung
Handbuch. Wenn der Reichsbürger auf der Matte steht, wird es eng. Auch in bundesdeutschen Behörden. Weil er die Dinge eben etwas anders sieht und folglich kein besonders umgänglicher Gast im Amtsstübchen ist. Deshalb gibt es nun ein Handbuch, herausgegeben vom Brandenburgischen Institut für Gemeinwesen, auf das sich die Verwaltungsmitarbeiter im Umgang mit den Reichsbürgern stützen können. Schön, weil ungeheuer praxisnah: »Sehr massiv treten ›Reichsbürger‹ in der Finanzverwaltung auf, wenn sie Steuern bezahlen sollen«, lässt sich dem Handbuch entnehmen. Wo keine BRD, da keine legitimen Forderungen. Ihre ideologische Verbohrtheit sei es auch, die sie von »normalen schwierigen Bürgern« unterscheide, heißt es weiter, die lediglich »unzufrieden bzw. unter Umständen psychisch krank« seien. Mit den »normalen ›Querulanten‹« wie auch den »Reichsbürgern« würden sich die Verwaltungsbeschäftigten regelmäßig nicht rational auseinandersetzen können. Sie können einem fast leidtun.   OKO
Postwendend
Star Trek. Während George Lucas noch über »Das Erwachen der Macht« schimpft, weil er nicht anerkennen will, dass J. J. Abrams’ Fortführung der Reihe deutlich gelungener als seine eigene ausgefallen ist, fiebern die Philatelisten unter den Science-Fiction-Fans bereits der Offenbarung aus einem anderen Universum entgegen. Anlässlich des 50. Geburtstags der Fernsehserie »Star Trek« produziert der United States Postal Service im September eine kleine Serie von Sonderbriefmarken. Zwei zeigen die Silhouette der Enterprise, auf einer wird gebeamt und auf der vierten zusätzlich Spocks fingerverrenkender Live-long-and-prosper-Gruß gezeigt. Endlich! Fünf Nachfolgeserien von »Star Trek« und 13 Filme sind wirklich noch längst nicht genug.   OKO