Schwein ­gehabt

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Das Jahr 2016 ist das Jahr des Affen und des Feldhamsters. Der Affe steht im chinesischen Horoskop für Individualität. Kollektive müssen in diesem Jahr mit Enttäuschungen rechnen. Auch der Feldhamster, das deutsche Wildtier des Jahres, ist ein Individualist und Einzelgänger. Und ein unfassbar tapferes Kerlchen. Wer mal gesehen hat, wie sich so ein mickriger Hamster gegen auch größte und überlegenste Feinde zur Wehr setzt, anstatt einfach davonzulaufen, glaubt wieder an das Gute, im Hamster zumindest. So weit der Ausblick.
Das Tier des Jahres 2015 war – im Rückblick – sicherlich das Minipig. Zunächst beobachtete man bei Instagram, wie Menschen mit winzigen Schweinchen in rosa Tüll herumknuddelten oder wie die Tierchen auf Sofas dösten, in Badewannen plantschten und übers glatte Parkett schlidderten. Dann hörte man, dass Prominente sich jetzt Schweine halten statt Handtaschenhündchen. Bei Paris Hilton hat man sich noch nicht gewundert, aber Miley Cyrus und George Clooney? Als Til Schweiger davon hörte, hat er sich auch gleich eines geholt. Klar. Dann sah man tatsächlich in Parks Menschen mit Schweinen an der Leine spazieren gehen, in Mexiko-Stadt, in diesem Jahr dann auch häufiger in Deutschland. Es kam zu einem regelrechten Schweinchenhype. Minipigs, Teacup-Schweinchen, Mikroschweine – es gibt viele Namen für diese spezielle Rasse, die an der Universität Göttingen für Laborzwecke gezüchtet wurde. Man kann sie leichter zerschneiden. In Shenzhen, China, haben Forscher, ebenfalls zu Laborzwecken, mit Hilfe von Gentechnik Mikro­schweine gezüchtet. Sie überlegen, diese nun als Haustiere zu verkaufen, für umgerechnet fast 1 500 Euro. Billiger ist es im Shenzen Deutschlands: Bischofswerda. Der dortige Tierpark verkauft Minischweine für 50 Euro: »Die Region haben wir schon mit unseren Ferkeln versorgt.« Schweinchen sind zwar extrem süß, aber sie zu erziehen, ist nicht leicht. Für die Rolle des Filmschweinchens Babe wurden 48 Ferkel ausgebildet und trotzdem musste man in anspruchsvollen Szenen auf Animationstechnik zurückgreifen.
Noch ein Schwein sorgte 2015 für Furore. Miss Piggy erhielt den Sackler Center First Award. Dieser Frauenrechtspreis wird an Frauen verliehen, »die Geschlechterbarrieren durchbrochen und in ihrer Branche bedeutende Beiträge geleistet haben«. Schweine sind eben die besseren Menschen. Wie sagte Adriano Celentano: »Was die Mafia macht, lehne ich ab. Aber in jedem Menschen steckt ein Stück Mafia – jeder ist ein bisschen Schwein.« Künftig sogar ein bisschen mehr vielleicht. Sie sollen unsere Ersatzorgane liefern, die Forscher arbeiten dran. Als Ersatzleber wünscht man sich dann aber wohl eher keine vom Minipig, sondern von einer ausgewachsenen Sau. Prost Neujahr!