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Dass Renate Künast Humor hat, ist uns bislang gar nicht aufgefallen. Die Sache mit dem Veggie-Day fanden viele in der Redaktion ja nicht so lustig. Mit der »Anleitung« zum Verfassen eines Hassbriefes, die sie auf ihrer Facebook-Seite postete, haben sich die Dinge geändert: Diese liest sich richtig witzig! Obwohl man vielleicht nicht so weit gehen muss wie der Focus, der darin eine »geniale Antwort auf Facebook-Trolle« erblickte. Aber lesen Sie selbst. »Alles ist möglich«, schreibt Künast. »Sie wollen mir hier einen Hasskommentar schreiben? Kein Problem mit meinem neuen Hass-Tool.« In fünf Schritten wird erklärt, wie man jemanden so richtig niedermacht. Mit den Worten »Hallo, Sie wollen mir einen Hasskommentar schicken? Sich mal so richtig auskotzen?« wird der potentielle Hater angelockt. Einfühlsam werden mögliche Schreibblockaden angesprochen und persönliche Defizite behandelt: »Sie wissen aber noch nicht genau, was Sie schreiben sollen? Oder Sie haben eine ausgeprägte Rechtschreibschwäche? Dann gebe ich Ihnen hier ein paar Hinweise, die Ihnen das Schreiben und mir das Lesen erleichtern: 1. Grußformel: Die meisten Hasskommentare kommen ganz ohne Anrede aus. Tun Sie sich keinen Zwang an. … !« Im zweiten Lernschritt erhalten angehende Hetzkommentatoren Tipps, wie man das Pöbelschreiben argumentativ aufbaut: »Hauen Sie einen raus. Seien Sie kreativ.«
Uns kommt der »geniale« Künast-Text allerdings auch ziemlich bekannt vor. Gern denken wir zurück an Michael Bittners Satire »Wie schreibe ich einen Hassbrief? Eine Anleitung«, die die Jungle World im Oktober 2015 im Dossier aus der Anthologie »Ist das jetzt Satire oder was?« nachdruckte. »Sie wollen einen Autor wissen lassen, dass Sie ihn und seine Auffassungen hassen und verachten? Sie planen, dem Autor zu diesem Zweck einen Brief zu schicken oder eine Botschaft auf seiner Seite im Internet zu hinterlassen? (…) Hier die passenden Tipps für den gekonnten Hassbrief: 1. Schreiben Sie anonym! (..) 2. Verzichten Sie auf jede Form von Höflichkeit!« Und so weiter.
Autor Bittner nimmt es mit Humor. Einen Beschwerde­brief an Frau Künast will er auf keinen Fall schreiben. Obwohl … Lustig wäre das ja schon.