Die Proteste gegen den Maskulisten »Roosh V«

Der Märtyrer

In Berlin und anderswo wurde am Wochenende gegen geplante Treffen der Anhänger des maskulistischen Bloggers »Roosh V« demonstriert. Der propagiert die teilweise Legalisierung von Vergewaltigungen, inszeniert sich als Opfer von »Islamophobie« und glaubt, einer jüdischen Verschwörung auf der Spur zu sein.

­Es dauerte eine Weile, bis am Samstag die rund 150 Menschen vor einem geschlossenen Café am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen in Stimmung kamen und mit Sprechchören den Grund ihres Protests kundtaten. Eigentlich wollten sie ein Treffen verhindern, das im Rahmen eines weltweiten Tages zur Vernetzung von Maskulisten stattfinden sollte. Kurzfristig wurde die Veranstaltung abgesagt – zum Schutz der Teilnehmer, wie es absurderweise hieß.
Als Gesicht des amerikanischen Blogs »Return of Kings«, der zu diesen »Tribe«-Treffen aufgerufen hatte, präsentiert sich Daryush Valizadeh, genannt Roosh V. Der Mann ist Blogger, Autor und sogenannter pickup artist (etwa: Aufreißkünstler). Unter dem Label »Neomaskulinität« sammelt er Anhänger für eine Ideologie, die neben Feminismus auch den Sozialismus und den »Kulturmarxismus« als Feindbild betrachtet.
Valizadeh findet unter anderem, dass Vergewaltigungen auf privaten Grundstücken legalisiert werden sollten – eine Aussage, die für den breiten öffentlichen Protest gegen seine Veranstaltungen und schließlich deren Absage gesorgt hat. Als »Pickup Artist« bietet er Männern, die der Meinung sind, zu wenig Sex zu haben, jemanden, dem sie (statt sich selbst in Frage zu stellen) einfach die Schuld geben können: die Feministinnen, die für eine »Deregulierung des Sex-Marktes« verantwortlich seien. Die Botschaft: Frauen haben sich den Männern unterzuordnen. Passiert das nicht, müssen dunkle Machenschaften von Feministinnen dahinterstecken.
Oder gleich die Juden. Die sind bekanntlich nicht weit, wenn es um dunkle Machenschaften geht. Schließlich weiß Valizadeh, dass Freud, der mit seiner Psychonalyse traditionelle Paarbeziehungen zerstört habe, Jude war. Und dass es die Juden waren, die hinter dem Kampf für soziale Gerechtigkeit gestanden hätten, der schließlich auch den Männern den ihnen angeblich gebührenden Platz – nämlich über den Frauen – streitig gemacht habe.
Kaum verwunderlich, dass »Roosh V« sich nach der Absage seiner weltweiten Treffen als Opfer der angeblich lügenden Presse inszeniert. In einem Tweet schreibt er: »Sollte ich genau jetzt von einem Idioten umgebracht werden, würden die Medien sich nicht darum kümmern. Sie lieben ihre Macht. Morgen würden sie einen neuen Roosh zum Peinigen finden.« Deutlicher könnte er seine Ambitionen, sich als Märtyrer einer unterdrückten Männerschaft an die Spitze einer Bewegung zu stellen, wohl kaum offenbaren.
Seine Ideologie ist nach eigener Aussage eine »Light-Version des Islam«, nur angepasst an die westliche Vorstellung. Damit gelten ihm alle, die sich gegen ihn stellen, automatisch als »islamophob« – ein Vorwurf, den man sonst eher aus queerfeministischen Kreisen kennt. Während Valizadeh sich so als Opfer darstellt, befand er zu den Protesten in Deutschland, es sei »unwirklich«, dass die »Deutschen landesweite Proteste« gegen seine Treffen organisierten, »während sie von einfallenden Migranten vergewaltigt« würden. Vergewaltigung ist offenbar ein Vorrecht, das nur der alteingessenen männlichen Bevölkerung zukommen soll.