Dispo gleich Disko

Bargeld. Es stinkt, muss gedruckt, transportiert, gelagert werden, mehrt sich in seiner kupfernen Ausprägung rasant in den Hosentaschen, um dort herumzuklimpern und zu sehr wenig gut zu sein: das Geld. In zehn Jahren sei es möglicherweise verschwunden, orakelte John Cryan, Chef der Deutschen Bank, Mitte Januar; die Bundesregierung erwägt, Bargeldzahlungen auf 5 000 Euro zu begrenzen, und bei der EZB wird darüber nachgedacht, wie man gegebenenfalls die Abschaffung des 500-Euro-Scheins kommunizieren könne. Beide Überlegungen werden aus mehr oder weniger plausiblen Gründen zur Kriminalitätsbekämpfung angestellt. Autsch! Es sind Nachrichten wie diese, die einem einen kleinen Stich versetzen: Wenn man sich gut an den 1 000-Mark-Schein erinnern kann, aber das Internet befragen muss, um einen dieser großen schönen 500-Euro-Scheine möglicherweise zum ersten Mal im Leben zu Gesicht zu bekommen, was sagt das eigentlich über das eigene Leben aus? Besser nicht drüber nachdenken.   oko
Mordfall ungelöst
P. Diddy. Er könnte so aussehen, der typische Tag im Leben des Rappers Sean Combs alias Puff Daddy, P. Diddy, Diddy oder Sean John: nach dem Aufstehen mit dem Helikopter zum Supermarkt, weiter mit dem Hummer ins Studio, dann aufs Schnellboot und mit 80 Sachen Schaufahren vor Miami Beach. »Ich habe überhaupt keine Zeit für dieses ganze Gangster-Zeug«, antwortete der Rapper einmal auf die wiederholten Verdächtigungen, er stecke hinter dem Mord an Tupac Shakur vor rund 20 Jahren. Der Fall ist noch immer ungeklärt – Verschwörungstheorien kursieren und Greg Kading, der ehemalige Chefermittler des LAPD, ist überzeugt, dass Diddy nur wegen seiner Prominenz weiterhin auf freiem Fuß ist. »Murder Rap: Inside the Biggie and Tupac Murders« ist der Titel einer Dokumentation von Michael Dorsey, der eigenen Angaben zufolge die damalige Recherche nochmals durchgegangen ist und sich auch mit dem Drive-by-Shooting auf Notorious B.I.G. beschäftigt. Demnächst bei: Netflix.   oko
Schweizer Taschenmesser
MacGyver. Während sich die einen noch über Frauenbilder bei »Game of Thrones« austauschen, »True Detective« und »The Wire« hinsichtlich Diversität vergleichen, die neue Staffel von »Togetherness« diskutieren oder den Humor von »Girls« erklären, mögen sich andere tatsächlich über den Aufguss einer alten Serie freuen: »MacGyver«. Produziert wurde das US-amerikanische Format von 1985 bis 1992 – in der guten alten Zeit also, als noch niemandem eingefallen wäre, Serien mit Bildungsromanen zu vergleichen. Von 1987 an befreite sich der smarte Richard Dean Anderson auch im deutschen Fernsehen mitsamt seiner eigentümlichen Frisur aus kniffligen Situationen. Dass seine DIY-Fähigkeiten heute nur auf dem Qualitätskanal RTL Nitro zu sehen sind, wird sich vielleicht bald ändern. CBS hat eine Pilotfolge für ein Prequel mit MacGyver in Auftrag gegeben und Lionsgate kündigt einen Action-Film an, für den Lee David Zlotoff, Schöpfer der Originalserie, gewonnen werden konnte.   oko
Umtucht
Hijarbie. Nachdem die Verkäufe der berühmtesten Spielzeugfigur der Welt gesunken waren, ließ sich der Hersteller Mattel etwas für Barbie (56) einfallen. »Kurvig« nennt sich eine der neuen Varianten, genauso gibt es die »kleine« und die »große« Barbie – die Verkaufszahlen haben sich seitdem verbessert. Apropos Diversifizierung: Die nigerianische Bloggerin und Humanbiologin Haneefah Adam hat eine eigene Barbie-Puppe entworfen: Hijarbie trägt den Hijab – sie ist islamischen Vorschriften gemäß gekleidet. »Es geht mir darum, eine Alternative zu schaffen«, sagt Adam. »Wenn man Spielzeuge hat, die aussehen wie man selbst, verleiht das auf längere Sicht größere Selbstachtung.«   oko