Der unerschütterliche Glaube an die Schwarmintelligenz

Wer nach Joachim Gauck Brücken eröffnen, ergriffen Kinderchören lauschen und höflich Staatsgäste ­begrüßen soll, wird erst noch entschieden – die Initiatoren von Demokratie+ gehen allerdings bereits jetzt mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit: Eine Bürgerpräsidentin soll es werden. »Die Menschen« sollten an der Bundespräsidentenwahl beteiligt werden, finden die Initiatoren, unter ihnen Anke Domscheit-Berg, denn: »Die nächste Person, die dieses Amt bekleidet, soll eine Person sein, mit der sich die Menschen in unserem Land identifizieren können«, heißt es im Aufruf. Eine Bürgerpräsidentin, mit der sich ganz Schland identifiziert, ist zwar eigentlich eine sehr gruselige Vorstellung, aber bei Demokratie+ glaubt man anscheinend unbeirrbar an die Volksschwarmintelligenz, denn man beklagt, dass Taktik »Vorrang gegenüber Eignung und Ansehen der jeweiligen Persönlichkeit« habe und dies »Skepsis und Distanz vieler Menschen gegenüber der repräsentativen Demokratie« verstärke. Aber natürlich wird alles gut, wenn erstmal, sagen wir, Jogi Löw Bürgerpräsidentinnen ist, klar. Gleich unter dem Bürgerpräsidentinnen-Aufruf wird auf der Website von Demokratie+ übrigens ein »Mutmacher« vorgestellt. Willi Hoffmeister vom Dortmunder Friedensforum engagierte sich unter anderem für den sogenannten Friedenswinter, eine Initiative, die nicht nur von vielen Linken als Querfront bezeichnet wurde. In Dortmund wurde am 10. November auch die erste Ortsgruppe von Demokratie+ gegründet, als prominenter Gast trat Gesine Schwan auf, die an der Gründung des rechten Seeheimer Kreises innerhalb der SPD beteiligt war und in den vergangenen Jahren unter anderem dadurch Schlagzeilen machte, dass sie in einer Talkshow Muslime als »die neuen Juden« bezeichnete.