Die Reaktionen auf die Beck-Affäre in den sozialen Medien

Die Juden waren’s

Auf Twitter ist Volker Beck schon lange eine der Lieblingshassfiguren von Rassisten und Antisemiten.

In den Kreisen, in denen alles, was nicht eindeutig mindestens der AfD zuzurechnen ist, als »linksgrün versifft«, »antideutsch« und im Prinzip als Wegbereiter des »Volkstods« gilt, gehört Volker Beck schon lange zu den Lieblingshassfiguren. Das zeigt sich auch immer wieder auf Twitter, wo der Grünen-Politiker gern zur Zielscheibe von Rassisten und Antisemiten wird. Und den auf ihn einströmenden Hass normalerweise engagiert kontert.
Beckfeindlich gesinnt sind User wie der, dessen Twitter-Profilbild ein sich übergebendes Einhorn zeigt, über dem »Ich finde obrigkeitshörige Buntdämokraten zum … « steht und der in seiner Profilbeschreibung die Webseite des verurteilten Holocaustleugners Germar Rudolf verlinkt. In den Tweets dieses Nutzers findet sich unter anderem eine Bildergalerie »Die hässlichen Antideutschen«, in der beispielsweise Michel Friedman, Sascha Lobo, Georg Diez und Jakob Augstein präsentiert werden.
Besonders achten diese Leute auf alles, was mit Israel zu tun hat: Auf den Tweet eines anderen Users (»Beate Klarsfeld erhält für ihr Lebenswerk die israelische Staatsbürgerschaft. Das ist kein Witz«) antwortete der Rudolf-Fan mit einem bei Rechten sehr beliebten Wortspiel: »Das war absehbar. Volker Beck hat vom Zentralrat der Luden einen Preis verliehen bekommen.«
Entsprechend beglückt nahm man die Nachricht von Becks drogenevoziertem Rücktritt von seinen Fraktionsämtern auf. Um angesichts dessen gleich eine komplette Weltsicht zu verbreiten, wie etwa der User Hieronymus E.: »Leute wie Beck und Edathy, Erben der 1968er – versifft und verkommen bis ins Mark. Unsere Volksvertreter«. Natürlich dauerte es auch nicht lange, bis die 0,6 Gramm vermutlichen Crystal Meths nicht nur zu über einem halben Kilo Kokain wurden, sondern auch gleich »die Juden« irgendwie als Mittäter identifiziert waren: Beck sei, so schrieb ein User »mit 542 Gramm Kokain geschnappt worden, welches er vom Zentralrat der Juden für seine guten Dienste erhalten hat«. Gleich darauf stellte er fest: »Jetzt weiß ich auch, wie Becks Israel-Kommentare einzuordnen sind – der Typ stand unter Drogen!«
Das war vermutlich zu dick aufgetragen, denn nennenswerte Reaktionen erzielten diese Tweets nicht – im Gegensatz zu der Hetze, die andere Twitterer verbreiteten. »Beck ist der normale Typ an Politikern, Denunziant und drogensüchtig und Hassprediger«, schrieb beispielsweise einer, der Deutschland für eine Diktatur hält, in der »die Antifa« für die Fälschung der Wahlergebnisse zuständig ist. »Grüne, Schwule, Pädophile, Zionisten, Drogendealer liebten ihn. Werden sie ihm jetzt auch helfen?« fragte ein schweizerischer Nazi, während ein User behauptete: »Von Zionisten eingeschläferte (Drogen) deutsche Medien und daran glaubende Bevölkerung Deutschland. Armseliges Volk.«
Falls die Beck-Hasser allerdings gehofft hatten, dass die vor allem von rechten Publikationen befeuerte Hetze gegen ihn zu einem länger anhaltenden Trend werden würde, hatten sie sich getäuscht. Nach einem Tag war das Hashtag #Beck aus den Twittertrends verschwunden, weil es neue spannende Aufregung gab – wie es eben in Social Media so ist. Und weil Volker Beck, ansonsten ein ausgesprochener Viel-Twitterer, seit Bekanntwerden des Crystal-Meth-Verdachts und des daraus resultierenden Rücktritts schweigt. Nicht mal ausgewiesene Profi-Trolle schafften es bisher, ihm einen Tweet zu entlocken. Das wird sich allerdings wohl in dem Moment ändern, in dem der derzeit Krankgeschriebene wieder twittert – dann wird das Arsenal an judenfeindlichen Witzchen, Pädophilie-Vorwürfen und gefälschten Beck-Zitaten ganz sicher wieder hervorgekramt.