Sie ist drüber weg

Wenn Musiker ein neues Album schlicht mit dem eigenen Namen betiteln, könnte das bereits ein Statement sein. Bei Dani Siciliano und ihrem neuen Album liegt das besonders nahe, war die Musikerin doch bisher in erster Linie als Ehefrau und Backgroundsängerin von Matthew Herbert wahrgenommen worden, zum Beispiel auf dessen Album »Bodily Functions«. Die private Kooperation von Herbert und Siciliano ist inzwischen beendet und die Zeit damit reif, die US-amerikanische Künstlerin endlich eigenständig zu betrachten – was sie nebenbei gesagt auch schon immer war. Dass ihr Solo-Output eher gering ausfällt, spricht für Siciliano als bewusst und vorsichtig agierende Künstlerin: Zwischen ihrer vorigen Platte und dem neuen Album liegen ganze zehn Jahre, und insgesamt ist es erst ihr drittes. Spannte sie für »Slappers« noch jede Menge Gaststars ein, ist das Album »Dani Siciliano« weitgehend in Eigenregie entstanden, nur wenige Begleitmusiker sind dabei. Die neuen beziehungsweise gut abgehangenen, mit Bedacht produzierten Stücke sind von seltener Klar- und Schönheit: Siciliano hat große Achtung vor ihren musikalischen Werken, die zwar verspielt, aber strukturiert daherkommen. Ein Siciliano-Beat entsteht oft aus einfachen handclaps, viele Details fügen sich zum funky Groove, trickreichen Jazz-Skizzen oder melancholischem Chanson. Durch Sicilianos warme, dunkle Stimme kommt Soul ins Spiel. Wer Vergleiche möchte, darf an Roisin Murphy oder Camille denken, die ähnlich individuell und avantgardistisch arbeiten – und trotzdem immer total Pop sind. Sicilianos euphorisch-optimistisch swingende Single »I’m the Question« feiert Eigensinn und Unabhängigkeit, die Beats kommen hier knallig und scharf wie Schreibmaschinenanschläge. »Had to get over it, had to get over it«, singt Siciliano. Ja, sie ist drüber weg, ganz eindeutig.
Dani Siciliano (Circus Company/Beats International)