Die Nazipartei »Der III. Weg« scheitert am 1. Mai in Plauen

Der Weg endet am Wasserwerfer

Die Nazipartei »Der III. Weg« wollte den 1. Mai nutzen, um auch im Osten der Republik stärker in Erscheinung zu treten. Ihre Demons­tration in Plauen verlief jedoch weitaus schlechter als geplant.

Die Maidemonstration endete für die Kleinstpartei »Der III. Weg« recht unerfreulich. Weil die Polizei die Teilnehmer auf halber Strecke wieder zurückschicken wollte, löste der Veranstalter die Kundgebung in Plauen auf. Anschließend gingen die Beamten mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen gewalttätige Nazis vor. Eine zur selben Zeit veranstaltete antifaschistische Demonstration endete in einem Polizeikessel. Es war also kein guter Tag für die Mitglieder und Sympathisanten von »Der III. Weg«. Obwohl weit mehr als die angemeldeten 200 Teilnehmer gekommen waren, zogen die Veranstalter am Ende ein ernüchtertes Fazit: Ihre Ordner hätten die eigenen Anhänger angegriffen und diese hätten sich teilweise danebenbenommen. Die »Schikane der Polizei« fand selbstverständlich auch Erwähnung.

Mehr als 1 000 Polizisten waren Behördenangaben zufolge im Einsatz, um Neonazis und Gegendemonstranten voneinander zu trennen. Die vor zweieinhalb Jahren als Nachfolgeorganisation des verbotenen Kameradschaftsverbands »Freies Netz Süd« gegründete Partei »Der III. Weg« wollte mit der Kundgebung in Plauen den Organisationsaufbau im Osten vorantreiben. Zunächst vor allem in Bayern tätig, tritt »Der III. Weg« mittlerweile auch in anderen Bundesländern in Erscheinung. In den vergangenen Monaten erregte die Partei mit verschiedenen Aktionen Aufmerksamkeit, darunter die Veröffentlichung eines Leitfadens zur Verhinderung von Flüchtlingsunterkünften und der Versand von Postkarten an Politiker, Linke und Journalisten, auf denen diese zur Ausreise aus Deutschland aufgefordert wurden. Während die NPD weiter an Bedeutung verliert – zu einer Demonstration des Landesverbands im sächsischen Wurzen erschienen weniger als 100 Personen –, will »Der III. Weg« die Gunst der Stunde nutzen.

Um dies zu verhindern, rief das aus mehreren antifaschistischen Gruppen bestehende Bündnis »Time to Act« zu einer Demonstration in Plauen auf. Allein aus Leipzig fuhren mindestens 250 Menschen in den Süden Sachsens. Eigentlich sollte die antifaschistische Demonstration bereits um neun Uhr beginnen, jedoch verschob sich der Auftakt deutlich. Zunächst verzögerte sich die Ankunft einiger Busse, da diese von der Polizei aufgehalten worden waren. Dann hielt die Polizei die Kundgebung nach wenigen Metern auf, da sich einzelne Teilnehmer vermummt hatten. Zudem störten sich die Beamten an der Höhe des Fronttransparents. Schon zuvor war eine Auflage verhängt worden, derzufolge Transparente so zu halten gewesen wären, dass die Gesichter der Teilnehmer nicht verdeckt werden. Gegen diese und andere Auflagen waren die Veranstalter gerichtlich vorgegangen. Das Verwaltungsgericht Chemnitz hatte ihnen recht gegeben.

Während die Demonstrationsleitung und die Polizei fast eine halbe Stunde lang darüber diskutierten, welche Gesichtsbedeckung als Vermummung anzusehen sei, bildeten etwa 40 Personen nahe des Auftaktorts der Nazidemonstration eine Sitzblockade. Diese löste sich kurz nach dem tatsächlichen Beginn der Antifa-Demonstration jedoch wieder auf. Mehr als 1 000 Personen beteiligten sich an dem Protestzug. Die Veranstalter wurden dabei ihrem Anspruch gerecht, antisemitischen Parolen keinen Platz zu bieten. Eine solche Garantie hatte das Bündnis auf Twitter abgegeben, nachdem die Ökologische Linke das »Revolutionärer 1. Mai«-Bündnis in Berlin wegen einer »antisemitisch verhetzten Diskussion« verlassen hatte.

Probleme bereitete stattdessen immer wieder die Polizei. Im Minutentakt wiesen Beamte auf angebliche Vermummungen hin, die aufzuheben seien. Als der Zug erneut aufgehalten wurde, eskalierte die Situation. Die Teilnehmer drückten gegen die vorderste Polizeireihe, diese reagierte mit Knüppeln und Pfefferspray. Daraufhin flogen einige Gegenstände. Die Polizisten entwendeten während der Rangelei das Fronttransparent.

Später kam es an anderer Stelle zu einer weiteren Auseinandersetzung. Antifaschisten versuchten, auf die Route der Nazis zu gelangen. Die Polizei reagierte erneut mit Härte, wieder flogen Gegenstände, darunter eine Glasflasche und ein Apfel. Dem Bündnis »Time to Act«-zufolge wurden drei Teilnehmer am Kopf verletzt.

Etwa zur gleichen Zeit setzten sich die knapp 1 000 Teilnehmer der Nazikundgebung in Bewegung, indem sie demonstrativ über eine am Boden liegende Fahne der Europäischen Union liefen. Zwei Personen zündeten Pyrotechnik. Bereits vor dem Beginn der Demonstration waren Teilnehmer auf Journalisten losgegangen und hatten Sätze wie »Merkel ins KZ« gerufen.

Obwohl auch dieser Aufzug wegen Vermummungen verspätet losging, waren immer noch zahlreiche Teilnehmer kaum zu erkennen. In uniformen T-Shirts schritten die Nazis in Dreierreihen hinter einigen Trommlern her. Etwa 100 Personen bildeten einen »antikapitalistischen Block«. Den Demonstrationsmitteln von Linken ähnelten deutlich die Kleidung, die leicht veränderten und mit neonazistischen Bezügen angereicherten Texte auf den Bannern und die aufgespannten Regenschirme. Auch die Parolen wirkten wie schlechte Kopien, zum Beispiel: »Für die Freiheit, für das Leben, TTIP keine Chance geben!« Die Demonstration stand unter dem Motto »Für einen deutschen Sozialismus«.

Das Ende der Naziveranstaltung besiegelten einige Steinwürfe auf ihre Teilnehmer. Die Polizei hielt die Demonstration daraufhin an und sah sich nach eigenem Bekunden nicht mehr in der Lage, die Sicherheit der Nazis zu garantieren. Sie sollten deshalb auf halber Strecke umkehren und zurück zum Bahnhof laufen. Die Veranstalter lösten ihre Kundgebung auf, die Teilnehmer suchten die Konfrontation mit der Polizei. Diese setzte Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein, um einen Durchbruch der rabiaten Demonstranten zu verhindern. Zahlreiche Nazis lagen verletzt am Boden, mindestens einer schien zeitweilig bewusstlos zu sein.

Während der Großteil der Nazis zurück zum Bahnhof gebracht wurde, waren kleinere Gruppen in der Innenstadt unterwegs. Zusammenstöße mit Gegendemonstranten wurden jedoch nicht bekannt. Dies lag auch daran, dass die antifaschistische Demonstration in der Zwischenzeit eingekesselt worden war. Eine umfassende Feststellung von Personalien fand allerdings weder auf der einen noch auf der anderen Seite statt.

Am Abend tauchten schließlich noch Fotos und Videos auf, die den brutalen Angriff zweier Nazis mit Kamerastativ und Fäusten auf eine friedliche Gegendemonstrantin dokumentierten. Diese wurde geschlagen und ging bewusstlos zu Boden. Innerhalb kurzer Zeit identifizierten Antifaschisten den ersten Angreifer. Vor allem für ihn dürften der Angriff in den kommenden Wochen und Monate noch unangenehme Folgen haben.