Homestory

Wer die Wahl hat, hat die Qual. In den Redaktionsräumen der Jungle World gibt es ein Bad mit zwei Toiletten. Beide fensterlos, beide ohne Lüftung. Rechts gibt es Tampons. Links nicht. Links ist die Klobrille locker, aber rechts steht eine verdreckte Bürste. Rechts hängt eine Venus an der Tür, links nicht. Es ist also nicht einfach, sich für eine der beiden Kabinen zu entscheiden.
Die Kollegen haben trotzdem ihre Vorlieben. Einige gehen aus Gewohnheit immer in die eine Kabine, andere fühlen sich vom weiblichen Venuskörper und den ausgestellten Hygieneartikeln geleitet. Entscheidet also auch im Dschungel das Geschlecht darüber, welche Toilette benutzt werden soll? Gibt es womöglich gar ein ungeschriebenes Gesetzt dazu? Die Kolleginnen aus den Ressorts Thema und Ausland schütteln verständnislos den Kopf und lächeln mitleidig. »Aber natürlich gibt es getrennte Toiletten. Wozu sollen denn sonst die Tampons da liegen?« Logisch! Auch das Venusbildchen könnte man als Markierung einer exklusiv gewünschten Nutzung deuten. Gesagt hat das nur nie jemand. Und trotzdem verstehen und respektieren (fast) alle die subtile Bitte nach getrenntem Urinieren. Wie ein frisch verliebtes Paar verstehen wir uns wortlos, wenn es ums Intimste geht. Schön! In diesem Zusammenhang fiel in unseren Räumen übrigens auch erstmals das Wort »gendersensibel«. Doch nur für den Fall, dass unser stillschweigendes Einvernehmen einmal enden könnte, sollten wir vielleicht doch über ein Toilettengesetz nachdenken. Und wenn Caitlyn Jenner im Trump Tower jede Toilette benutzen darf, die sie will, dann sollte das ja vielleicht auch im Dschungel möglich sein.