Schluss gemacht

Das Vertrauen ist weg, die Beziehung beendet. Am Freitag vergangener Woche reichte Moshe Ya’alon seinen Rücktritt als israelischer Verteidigungsminister ein. In seiner Erklärung betonte Ya’alon zwar, lange Zeit sei es zwischen ihm und Ministerpräsident Benjamin Netan­yahu harmonisch gelaufen, doch kürzlich habe es zu große Meinungsverschiedenheiten bei moralischen und professionellen Themen gegeben, auch mit anderen Ministern und Abgeordneten. Ya’alon warnte sogar davor, dass »extremistische und gefährliche Elemente Israel und die Partei Likud übernommen« hätten. Das behaupten vermeintliche Israelkritiker mit Freuden schon lange, doch Ya’alon gehört wie Netanyahu selbst der rechten Partei Likud an, vertritt aber deren moderaten Flügel.
Als entscheidend für den Verlust des Vertrauens gelten mehrere Ereignisse, etwa der Umgang mit dem Fall Elor Azarias, des Soldaten, der am 24. März einen entwaffneten palästinensischen Attentäter erschoss. Zwar verurteilten die Regierung und die Armee das mutmaßlich unangemessene Vorgehen Azarias, doch Netanyahu rief später den Vater des Soldaten an, um ihm sein Beileid zu bekunden, ohne den Ausgang des Gerichtsverfahrens gegen Elor Azaria abzuwarten. Ya’alon wiederum verteidigte Yair Golan, nachdem der stellvertretende General­stabschef der israelischen Armee am Holocaust-Gedenktag davor gewarnt hatte, »schreckliche Entwicklungen« wie in Europa vor 70 bis 90 Jahren zeichneten sich auch heute in Israel ab. Netanyahu und viele andere verurteilten dies als NS-Vergleich, während Ya’alon auf freie Meinungsäußerung auch für Armeeoffiziere pochte. Richtig verärgert dürfte Ya’alon aber gewesen sein, als Netanyahu Avigdor Lieberman das Amt des Verteidigungsministers angeboten hat, um dessen nationalistische Partei Israel Beitenu in die Regierungskoalition zu holen. Ya’alon hätte dann Außenminister werden sollen, er lehnte ab. Nun befürchtet er, dass die Regierung weiter nach rechts rückt. Nach einer politischen Auszeit wolle er aber zurück an die Macht. Ob als Mitte-rechts-Politiker, als Liberaler oder sich gar seiner linkszionistischen Jugend erinnernd, darüber wird noch gerätselt.