Bunte Träume

Bei all dem Elend, das derzeit den politischen Alltag prägt, ist es doch manchmal schön, an ­etwas Konstruktives zu denken. Etwa an rot-rot-grün. Nun gibt es seit 2013 eine solche Mehrheit im Bundestag, aber damals war das noch keine denkbare Option. Drei Jahre und eine AfD später schon. Sigmar Gabriel traf sich sogar jüngst öffentlichkeitswirksam mit Oskar Lafontaine. Dass die beiden nicht in der Lage sind, ein solches Bündnis zu schmieden und Angela Merkel ein Jahr vor der Wahl zu stürzen, ist hingegen klar – sonst hätten sie es schon gemacht. Tatsächlich wäre rot-rot-grün bundesweit möglich – es ist nämlich nicht egal, wer regiert und wer Finanzminister ist, wie man daran erkennen kann, dass Wolfgang Schäuble den schönen Schwarzenullhaushalt nur für militärische Ausgaben anfassen würde.
Also stelle ich mir an manchen Tagen vor, wie so eine rot-rot-grüne Regierung aussehen würde. Abgesehen davon, dass die Umfragen nicht darauf hindeuten, dass die rot-rot-grüne Mehrheit 2017 gehalten werden kann. Es ist ja auch bequem zu sagen, dass jetzt rot-rot-grün zwar realistisch wäre, es aber leider nicht geht wegen der bevorstehenden Wahlen oder der Staatsräson. Trotzdem stelle ich mir gerne vor, wie so ein kurzfristig zusammengeschustertes Kabinett unter Gabriel aussehen könnte.
In ihm gäbe es 17 Posten zu verteilen. Kanzler würde Gabriel, außerdem würde die SPD etwa die Hälfte der Minister stellen. Wobei, so schlecht, wie die SPD im Verhandeln ist … egal. Dann gäbe es vier bis fünf ministeriale Pöstchen jeweils für Grüne und Linke. Die Grünen würden garantiert auf dem Außenministerium bestehen, das dann Cem Özdemir führen würde. Dafür bestünde die Linkspartei vielleicht auf Sahra Wagenknecht als Wirtschaftsministerin. Wenn sich Katrin Göring-Eckhardt und Wagenknecht darauf einigen, Gabriel zum Kanzler zu machen und ein Jahr vor der nächsten Wahl Merkel zu stürzen, dann ist natürlich die Frage, wie so eine Regierung von ihm zusammengehalten werden würde. Denn Merkels große Stärke über all die Jahre war, das Kabinett stabil zu halten. Unter allen Umständen. Das ist angesichts der CSU schon eine Herausforderung. Und Gabriel? Nicht unbedingt für Contenance und Pragmatismus bekannt, müsste er dann eine Rasselbande grüner und roter Provenienz zusammenhalten, die sich kaum vertragen dürfte – sonst gäbe es rot-rot-grün schon bundesweit. Aber vielleicht setzt sich der Vorschlag von Gregor Gysi durch, einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten zu finden. Und vielleicht sollte einfach Merkel gefragt werden, ob sie eine rot-rot-grüne Regierung managen würde. Sie könnte das bestimmt. Vielleicht würde Gysi dann sogar Außenminister.