Sauber wie Öl

Als Milliardärstochter hat man es nicht leicht, nie werden die eigenen Anstrengungen gewürdigt. Dabei hat sich Isabel dos Santos doch mühsam von der Tochter des am zweitlängsten regierenden Autokraten Afrikas zur reichsten Frau Afrikas hochgearbeitet. Als sie, eigenen Angaben zufolge, mit sechs Jahren ihre Karriere mit dem Verkauf von Eiern begann, hatte ihr Vater José Eduardo dos Santos gerade das Präsidentenamt in Angola übernommen; 2013 wurde sie vom Magazin Forbes als erste Milliardärin Afrikas aufgelistet. Die 43jährige Unternehmerin hält Anteile in den wichtigsten ökonomischen Sparten Angolas sowie an internationalen, vor allem portugiesischen Unternehmen. Ihr Vermögen wird auf 3,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Eine »unabhängige Geschäftsfrau und Privatinvestorin, die allein ihre eigenen Interessen verfolgt«, sei sie, ließ dos Santos kürzlich verlautbaren, nachdem die Organisation Transparency International sie in eine Liste der 15 korruptesten Personen und ­Institutionen weltweit aufgenommen hatte. Milliarden US-Dollar an Öleinnahmen sollen in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter dem Regime ihres Vaters veruntreut worden sein, es wird vermutet, dass vor allem Mittel des staatlichen Ölkonzerns Sonangol als Startkapital für Isabel dos Santos’ geschäftliche Expansion verwendet wurden. Sie gilt als Verwalterin des Familienvermögens.
Vergangene Woche wurde publik, dass dos Santos zur neuen Vorsitzenden Sonangols ernannt worden ist. Das bestärkt die Befürchtungen der Kritiker des Regimes: José Eduardo dos Santos, der versprochen hatte, bis 2018 endlich abzutreten, sichere so die Herrschaft seiner Familie und des korrupten Regimes. Sein Sohn José Filomeno dos Santos leitet bereits den Staatsfonds. Im April entließ der Präsident den Vorstand Sonangols, die Wettbewerbsfähigkeit des Staatskonzerns solle erhöht werden. Der niedrige Ölpreis macht dem Ölrentenstaat zu schaffen. Dass Isabel dos Santos unternehmerische Fähigkeiten hat, ist nicht ausgeschlossen, aber die besitzt auch jeder Mafiaboss. Zwölf angolanische Juristen wollen nun vor Gericht Beschwerde gegen die Ernennung dos Santos’ einlegen. Auch die angolanische Opposition protestierte gegen die Personalie.