Klingt diese Woche wie Bassam Tibi

In den Ruinen von Göttingen

Liebe Mitdeutsche und Mitdeutschinnen,
zunächst einmal möchte ich meine Leistungsbilanz vorausschicken, damit Sie mich nicht für einen der unerwünschten Neuankömmlinge halten, die Deutschland derzeit unsicher machen, sondern für einen hochreputierten Altankömmling. Wie ich in einem Interview der Welt schilderte, bin ich nicht nur Millionärssohn, Professor, Politikberater und Autor von über 50 Büchern, sondern auch begnadeter Schachspieler, Weinkenner, Adornoschüler, Horkheimerlehrer und begeisterter Verfasser von Leserkommentaren bei Netzfrauen.org. Kurz und gut, ich bin ein Deutsch-Syrer, wie ihn sich der Gesetzgeber ursprünglich vorgestellt hat. Dass jetzt so viele meiner Landsleute herkommen, die nicht einmal annähernd gleiche Qualifikationen mitbringen, erfüllt mich mit Sorge.
Als ich damals nach Deutschland kam, wollte sich sofort Ernst Bloch mit mir unterhalten. Ich habe mich heimlich mit Iring Fetscher getroffen, Weizsäcker in einer alten Müllverbrennungsanlage gesprochen, auf Margret Thatcher in einem Bordell in Detmold eingeredet – sie alle haben sich darum geprügelt, sich mit mir, dem Studenten aus dem Morgenland, zu treffen. Und sie alle versicherten mir eines: Deutsche meines Kalibers gibt es heute nicht mehr, und die heutigen Syrer machen alles kaputt, was ich bisher in Deutschland aufgebaut habe.
Ich habe seit Beginn der Flüchtlingswelle mit Tausenden und Abertausenden Syrern gesprochen, mehreren Tausend Syrern täglich. Kein einziger von ihnen war Arzt, Ingenieur oder Kritischer Theoretiker, und den meisten sagte der Name Bassam Tibi überhaupt nichts. Stattdessen ziehen diese Leute seit Jahren unbehelligt durch meine Heimatstadt Göttingen, plündern und brandschatzen. In den Ruinen Göttingens begegnete ich unter anderem einem Mann, der ausschließlich nach Deutschland gekommen war, um hier Geld zu verdienen. Stellen Sie sich das vor! Dieser Egoismus! Und wer jetzt mit der AfD-Keule kommt, dem sei gesagt: Adorno gestand mir noch auf dem Sterbebett, dass er AfD wählen würde, wenn es eine gäbe. Auch das gehört zu einer offenen Debattenkultur dazu.