Einem alternativen Kulturzentrum in Bremen droht die Räumung

Besetzung im Überflutungsgebiet

Das Alte Sportamt in der Nähe des Bremer Weserstadions dient seit Jahren als alternatives Kulturzentrum. Doch nun droht ihm die Räumung. Die Gründe sind unklar.

Nur wenige Meter vom Bremer Weserstadion entfernt, wo die Kicker vom SV Werder ihre Bundesligaheimspiele austragen, steht das Alte Sportamt. Direkt am Fluss gelegen, umrahmt von viel Grün, wirkt es idyllisch. Auf dem großen Innenhof treffen ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Zahlreiche Hunde tollen herum. Hier sollen sich alle willkommen fühlen. Auch für Verpflegung ist gesorgt. In der selbstgebauten Bar gibt es diverse Getränke, Kaffee und selbstgemachten Kuchen. Finanziert wird all das durch Spenden.
Denn das Alte Sportamt ist schon lange kein Amt mehr. Seit 2011 dient es als alternatives Kulturzentrum. Doch damit soll bald Schluss sein. Da das Gebäude im Überflutungsgebiet der Weser liegt, ist jedes Jahr eine neue Genehmigung notwendig, um es über den Sommer nutzen zu dürfen. In den kalten Monaten bleibt die Anlage wegen der Hochwassergefahr geschlossen. Bis 2015 funktionierte der Genehmigungsprozess mehr oder weniger reibungslos. Im vergangenen Jahr aber blieb die Genehmigung aus – das Alte Sportamt sollte geschlossen bleiben. Deswegen besetzten die Nutzer im April 2015 den Bau. Das schien dem soziokulturellen Verein »Klapstul« die einzige Möglichkeit, weiter sein Programm aus Konzerten, Tanzkursen, Lesungen und vielem mehr veranstalten zu können.
Die Hauseigentümerin, die städtische Liegenschaftenverwaltung »Immobilien Bremen« hat andere Pläne für das Alte Sportamt. Bis Ende Juli soll die Besetzung freiwillig beendet werden. Geschieht das nicht, werde eine Räumungsklage eingeleitet. Das teilte die zuständige Senatorin für Finanzen, Karoline Linnert (Bündnis 90/Die Grünen), der »Immobilien Bremen« unterstellt ist, den Besetzerinnen und Besetzern schriftlich mit. Diesen mangele es an Kompromissbereitschaft, kritisiert die Senatorin. Man habe ein anderes Gebäude als Alternative vorgeschlagen. Die Besetzer hätten dieses jedoch sofort abgelehnt. »Karoline Linnert war bemüht, eine gemeinsame Lösung zu finden. Schließlich ist ihr die Wichtigkeit dieser kulturellen Einrichtung bewusst«, sagte die Sprecherin der Senatorin, Dagmar Bleiker, der Jungle World.
Die Besetzerinnen und Besetzer betonen, dass sie eine dauerhafte Lösung anstrebten. Eine solche habe sich jedoch in insgesamt acht Treffen mit Behördenvertretern nicht abgezeichnet. Immer wieder seien unrealistische Auflagen gemacht worden. Auch einen auf zwei Jahre befristeten Vertrag hätten sie abgelehnt. Denn mit dem Kontrakt hätte man einen Schließungstermin sogar schriftlich fixiert. Die angebotenen Ersatzgebäude seien zu weit weg vom Stadtzentrum und zudem zu klein gewesen. Dort hätte man das bisherige Programm nicht fortführen können. Es geht den Besetzern ausdrücklich um den Erhalt des Alten Sportamts.
Anfangs schienen sie die politisch Verantwortlichen auf ihrer Seite zu haben. Immerhin warben die Grünen im Wahlkampf damit, Subkulturen erhalten und alternative Freiräume sichern zu wollen. Nach der Bürgerschaftswahl im Mai 2015 wurden diese Versprechen ad acta gelegt. Die Bremer Landesregierung hätte mit dem Erhalt des Alten Sportamtes ein Beispiel für den Umgang mit leerstehenden öffentlichen Gebäuden geben können. »Die Politiker fürchten unsere Eigeninitiative und fühlen sich in ihrer Politik nicht bestärkt. Die Räumung kann nicht im Rahmen einer vernünftigen Stadtpolitik stehen«, heißt es von Seiten der Besetzer.
Wie die Pläne der »Immobilien Bremen« für das Alte Sportamt aussehen, kann Behördensprecherin Bleiker nicht sagen. Neu bebaut werden darf das Gelände wegen der Lage wohl nicht. Die Bild-Zeitung berichtete 2015 von einem Mietvertrag mit dem SV Werder, der dort Sportgeräte lagern wolle. Werder-Sprecher Norman Ibenthal bestätigte der Jungle World, der Verein habe sich damals zwar für das Objekt interessiert, aktuell bestehe »das Interesse jedoch nicht«.