Was der Hackerangriff auf die US-Demokraten über Donald Trump verrät

Diebesgrüße aus Moskau

Die Veröffentlichung des E-Mail-Verkehrs der Parteizentrale der Demokraten ist ein Versuch, die Wahl zugunsten von Donald Trump zu manipulieren.

Fast könnte man glauben, Donald Trump wolle die Republikanische Partei zerstören. Nachdem er alle Bemühungen um die Stimmen Angehöriger ethnischer und religiöser Minderheiten erfolgreich sabotiert hat und ihm ergebene Hassprediger bei der Convention in Cleveland den letzten Rest eines seriösen Images beseitigt haben, will er nun offenbar noch klarstellen, dass die Republikaner nicht als Partei der nationalen Sicherheit gelten können.
»Russland, wenn du zuhörst, ich hoffe, du kannst die 30 000 fehlenden E-Mails finden«, sagte er am Mittwoch vergangener Woche in Anspielung auf gelöschte E-Mails, die Hillary Clinton gegen die Vorschriften auf einem privaten Server gespeichert hatte. Zuvor war bekannt geworden, dass Hacker sich Zugriff auf die elektronische Kommunikation der Parteizentrale der Demokraten verschafft hatten. Etwa 20 000 E-Mails wurden von Wikileaks veröffentlicht. Es handelt sich jedoch nicht um ein Leak, also die Veröffentlichung von Informationen, die ein Insider beschafft und weitergereicht hat, sondern um zwei mit großem Aufwand betriebene Hackerangriffe, digitale Einbruchdiebstähle, die vor mehr als einem Jahr begannen. Die Indizien deuten nach Angaben mit dem Fall vertrauter Privatfirmen und des FBI auf der russischen Regierung nahestehende Täter hin.
Seine Bemerkung sei sarkastisch zu verstehen, erläuterte Trump am folgenden Tag. Mag sein. Kein Scherz ist seine Ansicht, Wladimir Putin sei »ein besserer Anführer« als Barack Obama. Dies war nicht sein erstes Lob für den russischen Präsidenten, der die Zuneigung erwidert und sich freuen dürfte, dass Trump von der Nato-Beistandsverpflichtung abrückt und im Falle eines Wahlsiegs die Annexion der Krim vielleicht anerkennen wird (»Wir werden uns das ansehen«). Der Verdacht liegt nahe, dass Putin seinem Wunschpartner unter die Arme greifen wollte.
Ein anderes Motiv für die großangelegte und ausdauernde Operation zum Abfischen überwiegend öder E-Mails mit Wahlkampf­interna ist nicht ersichtlich. Enthüllt wurde kein Korruptionsfall, sondern etwas, das Bernie Sanders, der unterlegene Bewerber um die demokratische Präsidentschaftskandidatur, unermüdlich beklagt hat: Das Establishment seiner Partei war gegen ihn. Kein Wunder bei einem Politiker, der es sich als wichtigste persönliche Qualifikation anrechnete, gegen das Establishment seiner Partei anzutreten.
Dass in der bürgerlichen Politik intrigiert wird, sollte auch den naivsten Sanders-Fan nicht überraschen. Obwohl die Enthüllung pünktlich zum Beginn der demokratischen Convention erfolgte, blieb ein durchschlagender Effekt denn auch aus. Doch weitere Enthüllungen sind zu erwarten. Julian Assange, die treibende Kraft von Wikileaks, hat die Veröffentlichung von Material angekündigt, das für eine Anklage gegen Clinton ausreiche. »Sperrt sie ein« war der Schlachtruf des rechten Mobs bei der republikanischen Convention. Assange ist kein brillanter politischer Denker, doch kann ihm schwerlich entgangen sein, wem er zuarbeitet.
Selbst wenn die russische Regierung nicht beteiligt sein sollte, handelt es sich um einen Versuch der Wahlmanipulation mit kriminellen Mitteln. Trump ist das nur ein faules Witzchen wert. ­Neben seiner Zuneigung zu Putin und anderen autoritären Herrschern ist das ein weiterer Beweis für seine Verachtung der Demokratie, aber auch dafür, dass er als Präsident ein Sicherheitsrisiko wäre.