Berlin Beatet Bestes. Folge 353

In meiner Diktatur

Berlin Beatet Bestes. Folge 353. Danke, Elektronikindustrie!

Vor drei Jahren, in der 177. Folge dieser Kolumne, schrieb ich über den traurigen Zustand der Musikbranche. Über Künstler, die monatelang ins Studio gehen, um am Ende nichts als MP3 zu veröffentlichen. Oder CDs, die sofort nach ihrem Erscheinen wertlos werden. Als Ausweg aus der Misere und um den Vinyl-Markt noch stärker anzukurbeln, wünschte ich mir einen billigen, computerkompatiblen Teenager-Plattenspieler.
Endlich wurde mein Wunsch erhört. Vor einigen Tagen habe ich mir einen schicken neuen Kofferplattenspieler gekauft. Für 80 Euro. Das Gerät einer US-amerikanischen Firma lässt sich mit einem USB-Kabel am Computer aufladen und ist selbstverständlich transportabel. Mit demselben Kabel können auch Platten digitalisiert werden, sogar Schelllackplatten. Ich habe ihn gleich ausprobiert und einige Aufnahmen für mein Blog gemacht. Alles funktioniert einwandfrei. Der Sound ist auch gut. Mit Aktivboxen kann der Plattenspieler eine ganze Kneipe beschallen.
Mit 25 mal 35 Zentimetern ist er zwar etwas größer, als ich ihn mir in der Phantasie vorgestellt habe, dafür aber mit 2,5 Kilo Gewicht noch recht leicht. Meine geliebten rund 55 Jahre alten tragbaren Teenager-Plattenspieler von Philips sind nur 15 mal 24 Zentimeter groß, wiegen aber mit sechs großen Batterien sogar ein paar Gramm mehr. Jetzt kann ich die alten Damen endlich schonen und auf ihr wohlverdientes Altenteil ins Regal schicken. Dort stehen sie seit Jahren und ich spiele auch jeden Tag ein paar Singles ab. In Zukunft werden sie nicht mehr um die halbe Welt mit mir reisen.
Endlich kann niemand mehr sagen: »Tja, ich hab ja keinen Plattenspieler mehr. Leider ist meiner schon vor Jahren kaputt gegangen!« Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von billigen computerkompatiblen Plattenspielern diverser Marken auf dem Markt. Wirklich jeder kann jetzt wieder cool sein. Mit so einem schicken, modernen kleinen Plattenspieler kann man alle seine Freunde beeindrucken.
Staubt die alten Platten wieder ab, holt euch ein paar auf dem Flohmarkt! Oder stöbert mal wieder im Indie-Laden. Es gibt viel zu viele sinnlose Produkte auf der Welt, die ich in meiner Diktatur sofort verbieten würde. Schallplatten gehören nicht dazu. Kauft Platten. Es ist so leicht und macht riesigen Spaß.