Die Ariernachweise bitte

Auf die Frage, was er später gerne einmal werden möchte, hat er als Kind sicher geantwortet: Lokführer! Oder einfach nur: Führer! Oder: beides! Sein Fleiß in der Neonazikaderschule hat sich ausgezahlt. Heute ist Milan Mazurek der jüngste Parlamentarier der rechtsextremen Volkspartei Unsere Slowakei (LSNS), die seit den Wahlen im März 14 der 150 Abgeordneten des slowakischen Nationalrats stellt. Der 22jährige stramme Neonazi mit obligatorischer Glatze ist zudem Anführer der paramilitärischen Miliz der Partei, die seit April in Zügen der slowakischen Staatsbahn ZSSK patrouilliert. Das ist sogar noch besser als Lokführer, denn dabei kann er in seiner grünen Uniform mit Parteilogo die Waggons unsicher machen und alle rausschmeißen, die nicht in sein beschränktes Weltbild passen, also Roma, Muslime, Juden, Flüchtlinge und sonstige Ausländer.
Doch der Traum des Bewunderers Adolf Hitlers könnte bald vorbei sein. Die Bahn ließ bereits Anfang August wissen, dass sie die privaten Patrouillen nicht mehr dulden werde. Die slowakische Regierung hat nach Monaten nun auch Vorbehalte gegen diese rechtsextreme Ordnung in staatlichen Zügen. Am Mittwoch voriger Woche legte die Justizministerin unter anderem einen Gesetzesentwurf vor, demzufolge die Kontrolle und Sicherheit auf Bahnhöfen und in Zügen ausschließlich durch Polizei- und Bahnbeamte gewährleistet werden dürfe. Mazurek und seinen Kameraden, die laut einem Sprecher der LSNS Jahreskarten für das gesamte Bahnnetz erworben haben wollen, bliebe also vorerst nur, auf ihren Zugfahrten möglichst grimmig zu gucken, um ihnen missliebige Menschen abzuschrecken. Doch Angst vor Strafen haben sie offenbar nicht, die Partei kündigte bereits an, die Patrouillen sogar noch auszuweiten. Gegen Mazurek und andere führende Parteimitglieder laufen schon mehrere Ermittlungsverfahren wegen Rassismus. Will Mazurek legal andere Menschen schikanieren, könnte er noch auf Polizist oder Bahnbeamter umschulen, aber das hat er ja gar nicht nötig.