Im Ponyhimmel

Die Zeiten sind so, dass es Ablenkung braucht, wozu nichts besser geeignet ist als das Pferdchenspiel, ein Online-Game namens Horse, bei dem geschätzt Millionen 13jährige ihre eigene Pony-Zucht aufbauen, bei Turnieren wertvolle Preise gewinnen, Nachrichten mit vielen Herzchen und Regenbogen schicken und einander betrügen, dass es nur so kracht. Gut, vor ein paar Jahren hatte es schon mal einen Versuch gegeben, erfolgreiche Pferdchenzüchterin zu werden, und so schlecht war es auf dem Ponyhof »Jungle World« auch gar nicht gelaufen, aber irgendwann war das dauernde Pferdefüttern und Sich-hübsche-Namen-für-die-Fohlen-Ausdenken zu langweilig geworden und nun sind die Pferdchen alle tot und es muss neu angefangen werden. Was gar nicht so schlecht ist, denn beim letzten Mal war die allgemeine Gaganess des Spiels gar nicht so aufgefallen. Denn weil es generell nicht wirklich unterhaltsam ist, einmal am Tag Pferde zu füttern, haben sich die Macher eine Menge aufregender Zusatzaktivitäten einfallen lassen wie das tägliche Auftauen eines »göttlichen Pferdes« namens Frost. Dazu muss man auf die Seite des Viechs gehen und auf »Auftauen« klicken und gewinnt dann entweder einen Preis oder eben nicht. Noch viel aparter ist allerdings etwas, das im spielinternen Jargon »himmeln« genannt wird und bei den jugendlichen Ponyfreundinnen extrem beliebt ist. Himmeln bedeutet im Prinzip nichts anderes, als ein altes Pferd zu killen und dafür einen normalerweise richtig teuren Pass zu bekommen, mit dem man tolle Sachen kaufen kann. Da man aber zum großen Bedauern der Pferdemörderinnen nur zehn Viecher pro Monat legal umlegen kann, blüht anscheinend ein wahrscheinlich illegaler Handel mit den vierbeinigen potentiellen Opfern. Die Zeiten sind wirklich merkwürdig, überall.