Don’t dress up, dress down

Platten kaufen.

So, nachdem ihr Euch nun alle Plattenspieler gekauft habt und alles über die Pflege von Platten wisst, braucht ihr jetzt nur noch Platten. Wo und wie kauft ihr die am besten und wie viel kosten sie? Ich finde, Schallplatten sollten nicht im Supermarkt, sondern nur im Fachhandel gekauft werden. Im Indiegeschäft kosten LPs um die 20 Euro, Singles acht bis zehn Euro. Punkplattenläden sind üblicherweise etwas billiger.
Noch billiger sind Platten natürlich auf dem Flohmarkt. Meist greife ich, bevor ich anfange zu suchen, wahllos in die Kiste, ziehe eine raus und frage freundlich, aber mit möglichst gleichgültigem Gesichtsausdruck:«Was kosten die?« Wenn ich bereits weiß, dass ich eine Platte haben will oder ich sogar schon welche herausgelegt habe, kann der Händler mein Interesse ­leicht erkennen und mehr verlangen. Wenn der Stückpreis vorher feststeht, kann er außerdem später den Preis nicht mehr meiner Erscheinung anpassen. Wenn du nämlich aussiehst wie ein gieriger »Digger« – ein Vinyl­junkie und erfahrener Kistenwühler – überlegt selbst die alte Dame, die den Stand betreibt, ob sie nicht mehr Geld aufrufen soll. Das­ »Digger«-Motto ist deshalb.« Don’t dress up, dress down« – je unauffälliger gekleidet, desto besser. Vor dem Kauf sollte der Zustand der Platte geprüft werden und ob überhaupt die richtige Scheibe in der Hülle steckt. Aber auch dabei sollte nicht übertrieben werden, so wie es die von Sammlern gern verächtlich genannten »Mint-Sammler« tun. Mint – nach dem englischen Wort für Münzpresse – werden Platten genannt, die frisch gepresst und ungespielt sind. Bei 50 Cent oder einem Euro handele ich nie, kaufe aber oft gleich eine Handvoll Singles und be­komme so einen Nachlass.
Ich kenne Sammler, die schon morgens früh um sechs auf dem Floh­markt erscheinen, um den Händ­lern die Platten schon beim Ausladen abzukaufen. Aber wer will schon so ein unauffällig gekleideter Frühaufsteher sein? Ich nicht. Ich gehe immer erst am Nachmittag auf den Flohmarkt, weil ich sammle, was echte Digger liegen lassen. Kleine Tricks wende ich aber gelegentlich doch an. In Istanbul scoutete ich bei verschiedenen Flohmarktständen Platten und schickte dann meine türkische Freundin los, um sie für mich zu kaufen. Sie kriegte sie übrigens immer für den billigsten Preis.