Kurzmeldungen

Wien liegt an der Weser
Ralf Stegner. Missgriffe können schon mal passieren, wenn man glaubt, sich allein schon von Berufs wegen mit allem auszukennen. Zu dieser Spezies Mensch gehört der Fraktionsvorsitzende im schleswig-holsteinischen Landtag und stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD, Ralf Stegner, auf jeden Fall. Er, der bereits seine profunden Kenntnisse in politischer Weltkunde unter Beweis stellte, als er 2014 im Bundestag Israel auf eine Stufe mit Katar und Saudi-Arabien stellte, zeigte vergangene Woche, dass es um sein Wissen in deutscher Geographie und Geistesgeschichte ähnlich gut steht. Zur Verteidigung seiner Parteigenossin Aydan Özuguz bellte er: »Wenn der Bescheuerte aus München sein Bein hebt, wird das eine kluge Staastministerin ›nicht mal ignorieren‹, wie man bei uns im Norden sagt.« Nun ist zwar nicht ganz klar, wem genau die zitierte Redensart zuzuschreiben ist, ob nun Johann Nepomuk Nestroy oder Karl Kraus, und wer sie am bekanntesten gemacht hat, Karl Valentin, Helmut Qualtinger oder Gerhard Polt. Aber eines ist sicher, bei all den Genannten handelt es sich natürlich um waschechte Nordlichter! Und Wien liegt an der Weser so sicher wie München an der Alster, nicht wahr, Herr Stegner? Ansonsten gilt: Öfter mal die Klappe halten, wie man bei uns in der Jungle World sagt. uk
17 Flaschen und eine Schale
Flaschensammler. Noch hängen in manchen verschlafenen Supermärkten die Merchandise-Plakate der Sportevents dieses Sommers und bewerben Olympia-Nahrung und EM-Sammelbildchen, da kommt sie auch schon ums Eck, die neue Bundesligasaison. Und mit ihr natürlich die Sammeledition von Coca-Cola, sprich Flaschen mit den Logos und Trikots aller 17 Bundesligisten. 17? Sind das nicht seit 1965, als der DFB die Liga aufstockte, um den Abstieg Schalkes zu verhindern, 18? Genau so viele sind es natürlich auch in dieser Spielzeit, doch einer verweigert sich Coca-Cola: Aufsteiger RB Leipzig. Dessen Großsponsor Red Bull betrachtet den Verein als exklusiven Werbeträger für die eigene Brause und untersagte dem Konkurrenten die Verwendung der RB-Embleme. Coca-Cola stieg aber nicht in den befürchteten »Brause­krieg« (Welt) ein, sondern verzierte einfach jede achtzehnte Flasche mit der Meisterschale. Angesichts der geringen Beliebtheitswerte von RB bei den potentiellen Käufern werden diese die Unvollständigkeit ihrer Flaschensammlung wohl verschmerzen, schließlich hat man ja immer noch die Pullen mit Wolfsburg, Hoffenheim oder Ingolstadt, die man in die hintere Reihe stellen kann. uk
Spannend wie die Bundesliga
Ödnis. Die Verleihung der MTV Video Music Awards ist ungefähr so spannend wie die Bundesliga. Während sich nach dem ersten Fußballwochenende der neuen Saison eigentlich nur noch die Frage stellt, an welchem Spieltag der FC Bayern München dieses Mal die Meisterschaft fix macht, ist Beyoncé Knowles das Ancelotti-Team bei dem nun in New York verliehenen Preis, der ­irgendwann in den neunziger Jahren mal relevant gewesen sein soll. In acht Kategorien war die als Feministin gepriesene Queen Bey siegreich, sechs allein für ihren Clip »Formation«. Irgendwie schafften es dann auch noch die Ultralangweiler von Coldplay, in der Nietenkategorie »Beste visuelle Effekte« einen Preis abzusahnen. Vermutlich auch nur, weil Sänger Chris Martin so dick mit Beyoncé und Jay Z befreundet ist. Eine gründlich gebräunte Britney Spears gickste dann ihre x-te Widerauferstehung mit der Single »Make me« und griff dem Rapper G-Eazy in den Schritt. Und am Ende wurden die endlosen Performances von Rihanna als Selbstermächtigung von was auch immer gepriesen. So weit, so öde. awa