Piss off!

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Brüssel ist wohl die einzige Stadt der Welt, in der man pissenden Hunden ein Denkmal errichtet hat. Es heißt Zinneken Pis und zeigt einen Straßenköter, der an einen Poller uriniert. Die Belgier stehen bekanntlich auf so etwas. Nicht weit davon entfernt ist eine Bronzestatue zu sehen, Jeanneke Pis, ein in der Hocke pinkelndes Mädchen. Vervollständigt wird das Trio Urinale durch einen wasserlassenden Knaben, Manneken Pis, der es sogar zum Wahrzeichen der Stadt gebracht hat. Umlagert werden diese Statuen den ganzen Tag lang von Touristen, die sich fragen, wo sie denn jetzt bitte mal eben ganz schnell müssen können dürfen, und von Tauben und anderen Vögeln, die diese Sorge nicht haben, weil Vögel niemals pinkeln. Da unterscheidet sich die belgische Tierwelt nicht von der übrigen. Auch sonst nicht. Der Brockhaus resümiert: »Die Tierwelt des Landes bietet wenig Besonderes und unterscheidet sich von der des nordwestl. Deutschlands nur durch das Fehlen verschiedener Arten. Auch die Fauna des Meers ist infolge der sandigen und schlammigen, nirgends felsigen Küste arm.« Wenn es daheim so fad ist, ist es irgendwie verständlich, wenn einen die Lust am Kolonialismus packt, die reicht aber nicht. Lust hatte der erste König Belgiens, Leopold I., auch schon. Er galt als ambitioniert – allerdings auch als wenig erfolgreich. So blieben die Republik Texas und das Königreich Hawaii vom Frittenimperialismus verschont. Der Sohnemann hingegen, Leopold II., machte es besser, also schlechter, indem er erfolgreich war. Er wurde ein grausamer Kolonialherr. So steht es geschrieben bei Wikipedia. Viel mehr ist über Belgien nicht veröffentlicht worden. Astronauten behaupteten irgendwann, ein Licht auf der Erde gesehen zu haben, wo sie Belgien vermuteten – angeblich beleuchtete Autobahnen. Ob das stimmt, ist schwer zu sagen. Heute sind alle Lichter aus. Man hatte das Land vergessen, bis 1973 die Serie Klimbim ins Fernsehen kam. »Wie damals in den Ardennen!« rief der Opa dort regelmäßig und ich fragte meine Eltern: »Wo sind denn die Ardennen?« »In Belgien«, hieß es dann. »Da gibt es Berge?« Dass die Alpen woanders sind, wusste ich schon. Ich stellte mir die Ardennen darum eher als die Eifel der Niederlande vor. Außer Manuel Andrack, der dort gewandert sein soll, hat nie wieder jemand über die Ardennen berichtet, und selbst Andrack kennt mittlerweile kaum noch jemand.
Selbst in den waldreichen Ardennen ist die Tier- und Pflanzenwelt derart bescheiden, dass die deutschsprachige Wikipedia auf den Punkt »Flora und Fauna« verzichtet, die niederländische Wikipedia weiß zumindest von einigen Hirschen und Wildschweinen. Urin soll ja angeblich Wildschweine vertreiben. Nun weiß man also auch, welche Funktion diese ganzen Statuen in Brüssel haben.