Gastbeitrag

Liebe Festgemeinde, liebes Orga-Team,

Gastbeitrag. Von Leo Fischer, der diese Woche klingt wie Carolin Emcke, Paulskirchenrednerin

mit großer Dankbarkeit und einem noch größeren »Wow« möchte ich den hier von Ihnen dargereichten Buchhandlungspreis annehmen. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich ein großer Fan dieses Preises, habe mir sämtliche Preisreden seit der Kindheit im Fernsehen angesehen, sogar den großen Entscheidungskampf Buber gegen Walser mit dem berühmten Keulen-K.O. in der dritten Runde. Ich bin hier also sozusagen zu Hause, hier in der Friedenskirche des deutschen Buchhandels, bin sozusagen eine Angehörige. Angehörigkeit, da steckt gehören drin, auch Hörigkeit, Gehör oder die norwegische Stadt Angehör. Hier auf diesem Podium standen schon viele Menschen, schreck­liche Menschen, auch herzensgute Menschen, und an die möchte ich mich heute wenden: an alle, die sich gegen Krieg einsetzen, an alle, die an Diskursen mitwirken wollen statt sie erstarren zu lassen, an alle, die im Rewe beherzt die zweite Kasse einfordern, wenn die anderen Kunden schweigen. Ihnen möchte ich heute Mut machen: Jawohl, ihr könnt es schaffen! Wenn ihr euch nur stets bemüht, dann kriegt ihr vielleicht auch einmal den Paulspreis des deutschen Friedenshandels und dürft euch von Gaunern wie dem Joe Gauck dafür abbusseln lassen. Das ist nicht leicht, das erfordert Ekelresistenz. Aber das ist ja auch das Tolle an unserer Demokratie: dass es ihr nie an Preisen mangelt für jene, die ihre Grundprinzipien achten. Die Uiguren besitzen ein Wort für Angehörigkeit, »rzisgruski«. Unter »rzisgruski« verstehen sie die Teilnahme an einer Veranstaltung, bei der sich die Leute auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Soziallebens einigen. In unserem Fall möchte ich da die Menschenrechte ins Spiel bringen. Der Hass darf nicht über die Menschenrechte triumphieren. Wenn doch, stehe ich gerne bereit, hier noch einmal sehr entschieden dagegen zu argumentieren.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Carolin Emcke, Friedensträgerin