Der KGB steckte dahinter

Dass die norwegische Sozialdemokratie eine Leiche namens Ola Teigen im Keller hat, ist außerhalb Skandinaviens kaum bekannt. Auch im Land selbst wurde in den vergangenen Jahren nur selten an den Mann erinnert, der lange als einer der aussichtsreichen Politiker galt – und sich am 28. Juli 1970 ­erschossen hatte. Teigen war Parlamentsabgeordneter, Mitglied des Osloer Stadtrats und von 1964 bis 1969 Leiter der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF, die schon damals ihre Sommerlager auf Utøya abhielt. Seine Karriere endete jedoch jäh, als in der Zeitung Dagbladet ein Artikel veröffentlicht wurde, in dem es hieß, die CIA habe indirekt über die IUSY, die Internationale Union der Sozialistischen Jugend, Gelder an die AUF gezahlt, um für die unverbrüchliche Nato-Treue der jungen Sozialdemokraten zu sorgen – Norwegen war seit der Gründung 1949 Mitglied des westlichen Militärbündnisses und galt als geostrategisch wichtiges Land.
Der von den AUF-Mitgliedern Jan Otto Hauge und Per Olav Marcussen verfasste Artikel sorgte für einen handfesten Skandal und Teigen musste nach schweren Vorwürfen und einigen Intrigen sowie konstruiert wirkenden Beweisen gegen ihn zurücktreten, obwohl die Zahlungen schon lange vor seiner Zeit als Vorsitzender begonnen hatten.
Ola Teigen beging wenige Monate später Selbstmord. Jan Otto Hauge, der zur sozialistischen SV wechselte und ein erfolgreicher Journalist wurde, starb dieses Jahr im September. Sein Tod war der Anlass, dass Dagbladet nun die Hintergründe der damaligen Enthüllung veröffentlichte: Laut geheimen Dokumenten des norwegischen Inlandsnachrichtendienstes PST hatten Hauge und Marcussen Geld sowohl vom KGB als auch von der Stasi bekommen, um die Geschichte zu lancieren.