Das Trump nahestehende Nachrichtenportal Breitbart.com will sich auch in Europa etablieren

Breitbart für Deutschland

Donald Trump hat den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des rechten Nachrichtenportals Breitbart.com zu seinem künftigen Chefstrategen erkoren. Auch nach Deutschland will die Propagandaseite expandieren.

Als Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewann, war das auch ein Sieg für Breitbart.com, das wichtigste Medium der Alt-Right, der sogenannten Alternativen Rechten, die sich rechts der Republikaner gebildet hat. Die US-amerikanische Meinungs- und Nachrichtenseite stellte sich schon zu Beginn des Wahlkampfs klar hinter Trump und betrieb dessen Haus- und Hofberichterstattung. Breitbart feierte den Unternehmer gar als »Jesus-Figur der Republikaner«.
Das Bündnis zwischen dem Portal und Trumps Wahlkampfteam war so eng, dass das Medienunternehmen die eigene Reporterin Michelle Fields fallen ließ. Diese soll von Trumps Pressesprecher Corey Lewandowski bei einer Veranstaltung aggressiv zur Seite geschleudert worden sein, sie hatte ihn daraufhin angezeigt. Als Lewandowski den Vorfall leugnete, veröffentlichte Breitbart eine Darstellung der Ereignisse, die der von Fields widersprach, woraufhin sie das Unternehmen verließ. Im August wurde Stephen Bannon, der bis dahin Vorstandsvorsitzender von Breitbart News war, an die Spitze von Trumps Wahlkampfteam berufen. Am Sonntag nun benannte Trump Bannon als seinen Chefstrategen im Weißen Haus. Breitbart wird also künftig auf höchster Ebene die Politik mitbestimmen.
Bereits einen Tag nach der Wahl hatte der Chefredakteur von Breitbart News, Alexander Marlow, angekündigt, die Website werde expandieren. Neben einem Ausbau des Angebots in den Vereinigten Staaten sollen auch Nachrichtenseiten in Frankreich und Deutschland entstehen. Man sei bereits im Gespräch mit Journalisten, die man für das Vorhaben gewinnen wolle. Erklärtes Ziel ist es, die Wahl von Rechtspopulisten publizistisch zu unterstützen. Nach dem Sieg von Trump in den USA geht es nun um Wahlerfolge für den Front National in Frankreich und die AfD in Deutschland.
Trump führte seinen Wahlkampf auch gegen die etablierten Medien, die er als »ekelhaft und korrupt« beschimpfte. Das offen formulierte Ziel des 2012 verstorbenen Breitbart-Gründers Andrew Breitbart war die »Zerstörung der alten Medienklasse«. In Deutschland spricht das rechte und rechtsextreme Milieu eher von der »Lügenpresse«. Diejenigen, die die etablierten Medien ablehnen, suchen nach eigenen Nachrichtenkanälen. Bislang sind die Wochenzeitung Junge Freiheit und die Monatszeitschrift Compact die wichtigsten Publikationen für dieses Milieu in Deutschland. Breitbart als tagesaktuell arbeitendes Online-Medium könnte dieses Angebot ergänzen.
Wie das deutsche Angebot des Gesinnungsmediums funktionieren könnte, lässt sich anhand des schon bestehenden Ablegers in Großbritannien erahnen. Auf Breitbart London publiziert etwa der ehemalige Ukip-Vorsitzende Nigel Farage, der zuletzt als Schlüsselfigur des »Brexit« international bekannt wurde. Raheem Kassam, der Chefredakteur von Breitbart London, wechselte zwischenzeitlich ins Team von Farage. So wie Breitbart in den USA mit Trumps Team verwoben ist, steht die Plattform in London im ständigen inhaltlichen und personellen Austausch mit den Rechtspopulisten von Ukip. Je populärer der »Brexit« in Großbritannien wurde, desto mehr Aufrufe verzeichnete die Website.
Bei Breitbart London gibt es bereits eine kontinuierliche Berichterstattung über Deutschland. Abgedeckt werden sämtliche Themen des deutschen Rechtspopulismus: von der Migrations- und Flüchtlingspolitik der Bundesregierung über angebliche kriminelle Taten von Migranten und islamistische Umtriebe bis zu den Erfolgen der AfD. Auch ein ausführliches Interview mit Pegida-Gründer Lutz Bachmann, der sonst nur selten mit Medien spricht, findet sich in der britischen Ausgabe von Breitbart News. Bislang galt Deutschland mit der Politik der vermeintlich offenen Grenzen den Rechtspopulisten in Großbritannien und den USA als Negativbeispiel. In deutscher Sprache könnte Breitbart News nun einen erheblichen Einfluss auf den entsprechenden Diskurs in Deutschland ausüben.