Gastbeitrag

Ein starkes Signal

Leo Fischer klingt diese Woche wie Frank-Walter Steinmeier

Liebe Bevölkerung, liebe Kanzlerin,

wie mir mit amtlichem Schreiben aus dem CDU-Chefbüro mitgeteilt wurde, bin ich offenbar als Bundespräsident vorgesehen.
Seitens meines Büros sowie des Büros meiner Frau ist festzuhalten, dass wir die in diesem Schreiben niedergelegte Aufforderung unverzüglich zur Kenntnis genommen und sogleich geeignete Maßnahmen ergriffen haben, um den umgangssprachlich als »Freude« bezeichneten Zustand in unserem Hause herbeizuführen.
Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dieser besonders wichtigen Aufforderung ihr unbedingtes Entgegenkommen signalisiert, so dass ich willens bin, hier von einem überaus starken Signal zu sprechen.
Dass der Bundespräsident Aufgaben wahrnimmt, die in anderen Ländern von einem König ausgeübt werden, empfinden wir dabei nicht als Amtshindernis. Schließlich habe ich als Außenminister zum Beispiel darauf verzichtet, Guantanamo-Häftlinge zu entlassen – und also negativ vom königlichen Begnadigungsrecht Gebrauch gemacht. Auch sehe ich mich durchaus in der Lage, an königlichen Armenspeisungen teil­zunehmen – dank dem von mir mitkonstruierten Hartz IV gibt es in Deutschland überhaupt erst Arme, die diesen Namen auch verdienen.
Ein Bundespräsident muss, das steht so im Gesetz, die Menschen zur Einheit und Versöhnung anhalten. Zusammen mit meiner Frau kann ich persönlich und notfalls sogar an ­Eides statt versichern, dass ich noch nie irgendeine kontroverse Meinung vertreten oder sogar nur über eine solche nachgedacht hätte.
Verwirrte Alleingänge vom Schlage eines Horst Köhler, Christian Wulff oder Adolf Hitler wird es mit mir definitiv nicht geben. Ich beobachte täglich, wie schwer die Arbeit der Bundesregierung ist, da will ich nicht auch noch zusätzlich Bremsklotz sein.

Mit königlich-kollegialen Grüßen
Ihr Steinmeier