Politik ist ein Ponyhof

Es ist noch nicht lange her, da wurde man ausgelacht, wenn man sagte, dass man Verschwörungstheoretiker für gefährlich halte. Nun wird einer Chefberater des designierten neuen US-Präsidenten und es wird nicht mehr so viel gelacht: Stephen Bannon, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Breitbart News, soll Trump beraten, nachdem er bereits maßgeblich dazu beigetragen hat, den Immobilienheini im Weißen Haus unterzubringen. Dass Breitbart News außerdem eigene Büros in Berlin und Paris planen, um die Stimmung in Frankreich und Deutschland anlässlich der Wahlen in beiden Ländern 2017 anzuheizen, sollte ernst genommen werden, denn man kann davon ausgehen, dass die Macher der Plattform bereits entsprechende Kontakte zu einschlägigen Kreisen geknüpft und schon sehr detaillierte Idee haben, mit wem sie hierzulande zusammenarbeiten werden.
Aber diejenigen, die sich für die »Netzelite« oder »Influencer« halten, sind derzeit hauptsächlich damit beschäftigt, Thesen zum Wahlerfolg von Donald Trump zu formulieren, also grob: Artikel aus den USA mies zu übersetzen und als wichtige eigene Analysen auszugeben. Und so wird in einigen Monaten große Überraschung darüber herrschen, wie das mit Breitbart passieren konnte – bis, selbstverständlich, »Netzelite« und »Influencer« dann irgendwann Thesen zusammengeklaut, äh: formuliert haben und lange Texte darüber posten, wie gefährlich die Plattform und wie wichtig als Mahner man selbst ist.
Es ist ein Elend, und es wird alles noch elendiger, aber wenigstens hat man im Pferdchenspiel den Ernst der Lage begriffen: Nur acht Ponys heißen dort Trump – eines wurde im übrigen gerade kastriert –, etwa 100 Clinton und keins Breitbart. Es sind die kleinen Dinge.