Platte Buch

Auf der Suche nach der verlorenen Unschuld

Foxygen: Hang (Jagjaguwar)
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»Psychedelisch« ist ein Attribut, das die Musikindustrie gerne dann Bands anklebt, wenn diese einer pingeligen Marketingabteilung als zu sperrig und überkandidelt erscheinen. Doch beim kalifornischen Indie-Duo Jonathan Rado und Sam France, besser bekannt unter dem Bandnamen Foxygen, da schien diese Etkettierung mal wirklich zuzutreffen. Foxygens Album aus dem Jahr 2014 » … And Star Power« jedenfalls erinnerte heftig an die Blütezeit des Acid Rock: Ein Konzeptdoppelalbum (!), das gleich verrauscht und verhallt durchstartet, um dann eine Psychoreise in etwa dahin zu unternehmen, wo Syd Barrett sich mental in seinen letzten Lebensjahren aufgehalten haben dürfte.
Dort wurde es wohl doch auf Dauer zu ungemütlich, jedenfalls sind Foxygen zurück im doppelten Sinn des Wortes: Ihr neues Album »Hang« könnte man als pre-psychedelic bezeichnen, es wirkt ein wenig so, als suchte es die verlorene Unschuld der Mittsechziger, kurz bevor das Jahrzehnt so richtig abging. Alle acht Songs sind klar und bisweilen simpel angelegt, geizen aber nicht mit hübschen hooks. Getragen wird das Album von einer warmen, analog klingenden Produktion, die so in die Vollen greift, wie es seit dem Siegeszug elektronischer Klangerzeugung aus der Mode gekommen ist – nämlich mit den kräftigen, aber wohltemperierten Streicherflächen und Bläsersätzen eines 40köpfigen Studioorchesters.
Um diese Art der akustischen Wonne (immer gepaart mit ein wenig Schuldgefühl: Darf man das überhaupt mögen?) zu charakterisieren, muss man weit zurückgehen: Am nächstem dürfte man »Hang« kommen, wenn man an eine »Wall of Sound« im Sinne klassischer Phil-Spector-Produktionen denkt, kombiniert mit Songwriting, das immer catchy, aber nie kitschig ist und oft wehmütig, aber eben nirgendwo wehleidig stimmt.

Foxygen: Hang (Jagjaguwar)