Der Terrorist Ilich Ramírez Sánchez

Im Namen der Barbarei

Porträt Von

Es ist für ihn mittlerweile wohl Routine: Am Montag begann in Paris der dritte große Prozess gegen Ilich Ramírez Sánchez, der vor seinem Übertritt zum Islam den Kampfnamen »Carlos« trug. In einer eleganten Jacke mit rotem Einstecktuch trat er auf, warf Kusshände ins Publikum und nutzte die Anwesenheit zahlreicher Medien, um gegen die »zionistischen Interessen« zu wettern, die hinter der von »aasfressenden Anwälten« betriebenen Anklage stünden. Seine Anwältin sagte in seinem Namen, es sei »völlig unverständlich«, warum er wegen Jahrzehnte zurückliegender Attentate nun vor Gericht käme. Von Einsicht oder Reue keine Spur, stattdessen behauptet er, alle Morde habe er im Namen der Revolution begangen. Die Anklage wirft Ramírez vor, 1983 eine Handgranate in ein Pariser Einkaufszentrum geworfen zu haben. Zwei Menschen starben, 34 wurden teils schwer verletzt. Ramírez wollte mit diesem und weiteren Terroranschlägen die Freilassung seiner in Paris inhaftierten Ehefrau Magdalena Kopp erzwingen. Wegen vier dieser Anschläge wurde er bereits in früheren Prozessen zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt: Er hatte Bomben in Zügen, in Bahnstationen und vor dem Büro einer Zeitung explodieren lassen, die kritisch über die Gräueltaten des Assad-Regimes in Syrien berichtet hatte. Elf Tote und über 150 Verletzte gab es alleine bei diesen vier Attentaten.

»Niemand im palästinensischen Widerstand hat mehr Menschen umgebracht als ich«, brüstete sich Ramírez einst in einem Interview mit einer venezolanischen Zeitung. Sein erstes Attentat im Auftrag der palästinensischen PFLP verübte Ramírez 1973. 1976 überwarf er sich mit der PFLP und baute die bewaffnete Gruppe ORI unter dem Schutz Saddam Husseins auf. Mit diesem Freischärlerkommando erledigte er bis 1991 gut bezahlte Anschläge, zu denen sich in der Regel niemand bekannte. Enge Kontakte pflegte Ramírez außerdem zum libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi und dem Assad-Regime in Syrien, wo er bis 1991 in einem großen Haus in Damaskus wohnte. Danach lebte in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, bis ihn 1994 ein französisches Militärkommando festnahm. Seither ist er in Frankreich in Haft. Während dieser trat er zum Islam über und äußerte sich positiv über Ussama bin Laden. Trotz allem solidarisierten sich viele Linke mit »Carlos« und seinem »antiimperialistischen Kampf«.