Die Goldenen Zitronen: Flogging A Dead Frog. - LP

Altin Village and Mine, 2015, LP.

Die Goldenen Zitronen, ihres Zeichens »linksradikale« (Wiki­ pedia) Ausnahmeband und seit 30 Jahren Institution der Kri­ tik an bundesdeutscher wie (punk)rockistischer Authentizi­ tätsideologie, stellen — außerhalb der Reihe — mit Flogging a Dead Frog (LP/CD/Digital) ihre erste Veröffentlichung auf Altin Village & Mine vor. Das Album versammelt instrumentale und erstmals auch en­ glischsprachige Neubearbeitungen von Stücken der vergan­ genen drei Alben. Weit davon entfernt, eine zufriedene Sum­ ma jüngerer Arbeiten im Gewand des »Best Of« zu sein, leistet das Album, das in der Eröffnung mit der Neubearbeitung von ›Wer Hier‹ (›Fan Without Fan‹) ganz buchstäblich an das Who’s Bad-Album von 2013 anschließt, stattdessen eine Rekon- textualisierung zweifacher Art: Zum einen belegen die In- strumentals auf Flogging A Dead Frog, dass der Sound der Goldenen Zitronen immer schon viel mehr war als die musika­ lische Begleitung diskursiver Positionierung. So legt das Al­ bum das äußerst spannungsreiche Nomadentum zwischen Punk, Techno und Krautrock frei, in dessen dramaturgischen Verdichtungen sich auch die vielfältigen Theater- und Film- arbeiten der sechs Zitronen spiegeln. Flogging A Dead Frog erweist sich zum anderen auch in der englischsprachigen Neuvertonung von Songs wie ›Wenn Ich ein Turnschuh wär‹ oder ›Der Investor‹ als folgerichtige Adjustierung der Kritik an — mittlerweile für wirklich jeden unübersehbar — nicht nur Deutschland betreffenden Verhältnissen. Dieser zweifache Ein- bzw. Ausgriff, einerseits in das Werk und andererseits in dessen Umwelt, ist, wie immer bei den Gold­ enen Zitronen, nicht voneinander zu trennen und Ausweis ihrer politischen Ästhetik, deren Zeitbezug sie stets zugleich »anachronistisch und zeitgemäß« (D. Diederichsen) klingen lässt. Flogging A Dead Frog ist ihre jüngste Erweiterung.