Homestory #22

Wenn am Freitag hier die Korken knallen, ist es so weit: Wir feiern Geburtstag. Am 2. Juni 1997 steckten bei den streikenden Redakteurinnen und Redakteuren der jungen Welt die Kündigungen im Briefkasten. Schon zwei Tage später erschien die erste 48seitige jungle World bundesweit am Kiosk und in linken Buchläden.

Am letzten Maiwochenende sitzen einige der Kolleginnen und Kollegen von damals wieder in der Redaktion. Auf den Schreib­tischen, zwischen Coladosen und Erdnussflips, die letzten ausgedruckten Texte für die Jubiläumsausgabe, die noch korrigiert werden müssen. Die Redakteurin, die spontan zu Besuch vorbeigekommen ist, wundert sich vor allem über die Stille, die an diesem heißen Samstagnachmittag in den Redaktionsräumen herrscht: kein Inlandskollege, der mal eben für den »Small Talk« den Lautsprecher des Telefons anschaltet; kein Chef vom Dienst, der sich lautstark über Formulierungen beschwert, keine Produktionsleitung, die kurz vor Redaktionsschluss nervös durch die Räume tippelt, um zweit- und drittkorrigierte Fahnen zu verteilen.

Die vier Genossen und Genossinnen, die sich vorgenommen haben, eine komplette Ausgabe allein zu produzieren, wirken ganz entspannt. Die Jubel-Ausgabe sei so gut wie fertig, behauptet der ehemalige Themaredakteur, Zeitdruck gebe es keinen. Ein weiterer Umstand, der der Kollegin völlig fremd ist. Außerdem weiß sie: Er schwindelt: Sie selbst hat ihren eigenen Text drei Wochen nach der Deadline abgegeben.

Auf dem Konferenztisch liegen die schon fertig produzierten Texte. Wollen Sie wissen, wie die Jungle World in den kommenden zwanzig, zweihundert, zweitausend Jahren aussehen wird? Das ­verrät Ihnen Dietmar Dath im kommenden Dschungel. Tobias Rapp beschreibt, wie der spezielle Sound der Jungle World klingt, und Torsun Burkhardt, Frontmann der Band Egotronic, spricht über Hedonismus im Alter.

Oder sind Sie mehr an knallharten politischen Themen interessiert? Das deutsche Europa, die Flüchtlingspolitik, die Antifa, rotbraune Querfronten, Israel-Solidarität und vieles mehr werden Sie in der Ausgabe vom 8. Juni finden. Für den Inhalt, den Humor und all die fragwürdigen redaktionellen Entscheidungen sind diesmal die anderen verantwortlich.

An die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, die Freundinnen und Freunde Ivo Bozic, Regina Stötzel, Holger Hinterseher, Heiko von Schrenk, Daniel Steinmeier, Stefanie Kron, Holm Friebe, Ferdinand Muggenthaler, Anton Landgraf, Wolf-Dieter Vogel, Martin Krauß und … all die anderen, deren Namen in der Ausgabe erscheinen: ein fettes Dankeschön für eure Zeit, eure Arbeit und eure ­Liebe!

Am 9. Juni können Sie übrigens bereits ab dem Nachmittag im Garten des Berliner Clubs //:about blank in der Jubiläums­ausgabe blättern, mit uns anstoßen, feiern und tanzen.