Leo Fischer klingt diese Woche wie Lamya Kaddor

Also so nicht bitte

Ich bin enttäuscht von uns Muslimen. Enttäuscht, weil wir es schon wieder nicht geschafft haben, mir zuzuhören. Dabei wäre es gerade heute so wichtig, den Dialog mit mir zu suchen, Brücken zu mir zu bauen – einfach, damit die Leute da draußen ­sehen: Ich bin auch noch da.
Über zehn Tage meiner Freizeit habe ich zusammen mit zwei Kollegen geopfert, um die Demo #also­sonichtbitte auf die Beine zu stellen. Uns war es dabei wichtig, meine Position stärker bekannt zu machen. Und die ist und bleibt: Die allermeisten Muslime, die man auf der Straße fragt, werden jeden Zusammenhang mit Terror von sich weisen. Das ist immer noch zu wenig bekannt.

Es war wichtig, das nichtterroristische Spektrum der Gesellschaft zu versammeln, um zu zeigen: Wir sind gar nicht so wenige. Dass am Schluss die Teilnehmerzahlen doch so niedrig ausgefallen sind, macht mich auch persönlich betroffen. Fast könnte man meinen, ich würde in der Community nicht ernst genommen. Wenn dieser Eindruck tatsächlich entstehen sollte, so wäre das brandgefährlich – und Wasser auf die Netze der AfD.

Wir müssen immer wieder gemeinsam aufstehen, wenn ich sage: Das, was die Islamisten tun, hat mit dem Islam nur so viel zu tun, als dass sie sich auf ihn berufen. Mehr können sie auch gar nicht tun. Und Leute wie ich müssen dann aufstehen und zu dieser radikalen Minderheit sagen: Wir sind immer noch die Mehrheit, wir haben hier das Sagen. Und das, was ihr macht, ist falsch – auch wenn es im Koran steht. Denn wenn man will, kann man aus dem Koran alles herauslesen, was man möchte. Man muss nur eben das Richtige ­herauslesen wollen.

Mir ist es wichtig, dass wir stärker muslimisches Leben in Deutschland thematisieren, uns zeigen in unserer ganzen Vielfalt. Und dass wir dieses Leben erhalten, genau so, wie es ist. Nichts darin darf irgendwie in Frage gestellt werden. Und genau das müssen wir immer wieder in den ­Dialog einbringen.