In der Comic-Verfilmung »Wilson« vermisst man den Weltschmerz

Zu viele Lacher im Leben

Die Welt geht Wilson mächtig auf die Nerven. Manchmal kommt er nicht umhin, die Menschen da draußen, mit denen er grundsätzlich fremdelt, einfach mal zurück zu nerven. Einer sitzt allein im Zugabteil und will offensichtlich nicht gestört werden, ein anderer im Café, vor seinem Laptop – und dieser Wilson? Gesellt sich dazu, plappert munter drauflos, wird aus heiterem Himmel zornig und beendet den Small Talk mit einer saftigen Beleidigung. Wilson mag Ende 40 sein, sein Haar ist schütter, Bartflusen umranken das Gesicht. Seine Frau hat ihn längst verlassen, er ist allein. Die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, ist ihm abhanden gekommen.

»Wilson« basiert auf dem gleichnamigen Comic von Daniel Clowes, einem renommierten US-amerikanischen Künstler, der erst 15 Jahre lang ein Comicmagazin namens Eightball publizieren, als Illustrator für namhafte Medien tätig werden und Drehbücher verfassen musste, bis mit »Wilson« seine erste als Buch geplante Veröffentlichung erschien. 2011 erhielt er dafür den Eisner-Award. Wie »Wilson« ohne Reibungsverluste zu verfilmen wäre? Am besten, man lässt einen erfahrenen Autor ran – der in diesem Fall mit dem Urheber der Erzählung identisch ist. Clowes zeichnet selbst für das Drehbuch verantwortlich. Hat der Regisseur das Ding allein gegen die Wand gefahren?
Craig Johnson, der vor allem durch seinen Film »The Skeleton Twins« (2014) bekannt wurde, hat »Wilson« in flache Gewässer überführt. Dorthin, wo alles lauwarm und der Zynismus seines Protagonisten aufgeweicht ist. Was als zerknirschte Weltenttäuschung in Clowes’ Comic über die Seiten stapft, wird auf der Leinwand zu knuffiger Kauzigkeit banalisiert. Dass Woody Harrelson in dieser Rolle schön anzusehen ist, macht es nicht besser. Mit jedem hinreißenden Lachen büßt der Außenseiter an jener Bitterkeit ein, die ihn in Clowes’ Vorlage interessant macht. »Wilson« ersetzt die Möglichkeit von comic relief durch einen Allerweltshumor, dem die Erschütterung erspart bleibt. Dass Wilson unbelehrbar bleibt, hilft nicht über die Mängel des Films hinweg.

Wilson (USA 2017). Regie: Craig Johnson. Darsteller: Woody Harrelson, Laura Dern, Isabella Amara. Filmstart: 29. Juni