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Der Trollpenis (II)

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Der norwegische Trollpenis-Felsen war kaum zerstört, da begann in der Presse, was die Zeitung Aftenposten als ordspill-fest, Wortspielfest, bezeichnete. Aber wie geht es mit dem Trollpikken weiter? Mit einem Lastenhubschrauber ist das abgeschlagene Stück Stein nicht zu bergen, stellten Experten fest, gleichwohl hofft man, ihn bis zum Herbst restaurieren zu können. Das wäre auch im Sinne der »Egersund Chokoladefabrik«. Die besonders bei Kreuzfahrt­touristen beliebte Fabrik plante Chefin Hedda Tengs zufolge seit Anfang Juni die Herstellung von Trollpenis-Schokolade.

In anderen Kommunen hat derweil die Suche nach ähnlich benamten Felsen begonnen. Bjørn Austigard vom Romsdalsmuseet rief die Lokalbevölkerung dazu auf, solche Gesteine zu melden, setzte aber hinzu, dass er nicht damit rechne, einen weiteren »Pikken« zu finden. »Das Wort ist einfach zu neu, als dass es in der traditionellen, gewachsenen Namensgebung eine Rolle spielen konnte.« Im Reinsfjellet etwa liege, nur 500 Meter über dem Meer, ein riesiger Stein, der »Eistekornet« ­heiße – eiste bedeutet Hoden. Der Museumsleiter geht davon aus, dass die Menschen früher die Vorstellung hatten, dass ein ­Jutul, also eine mystische Sagengestalt, an dieser Stelle einen Testikel verloren habe. Und er berichtet von weiteren Felsen, die vor Hunderten Jahren Bestandteil lokaler Mythen über die Geschlechtsteile von Jutulen, Huldas und Trollen waren. »Diese Formationen heute zu finden und in Augenschein zu nehmen, ist allerdings gar nicht so einfach, denn viele sind mittlerweile einfach zugewachsen und liegen dazu abseits der heute genutzten Wege.« Andererseits ist er sicher: »Die Wiederentdeckung eines Felsens namens ›Trollpikka‹ wäre vor 20 Jahren keine Nachricht gewesen«. Und Grund für Vermarktervorfreude schon gleich gar nicht.