Homestory #29

Schon gepackt? In Berlin und Brandenburg haben ja heute die Sommerferien angefangen. Falls Sie nicht schulbetroffen sind, haben Sie es aber vielleicht gar nicht gemerkt. Das Wetter lässt eher auf ­einen unentschlossenen April schließen oder irgendwas mit Herbst. Direkt schulbetroffen ist in der Jungle World-Redaktion auch niemand mehr. Die staatlich verordneten Schuljahre liegen bei allen weit zurück. Es handelt sich bei einigen hier eher um Co-Abhängigkeit von Schulbetroffenen: elend frühes Aufstehen, Brote schmieren, geduldiges Unterbinden von Trödeln, Gewissenskonflikte beim ­Beharren auf Hausaufgabenmachen aushalten und eben: Urlaub machen, wenn Ferien sind. Das führt dann mitunter zu Engpässen in der Redaktion, wenn sich zu viele in ein Urlaubsfenster quetschen. Aber keine Sorge: Die Co-Abhängigen der Co-Abhängigen von Schulbetroffenen werden dafür sorgen, dass Ihre Lieblings­zeitung Sie auch in den Schulferien prall gefüllt mit wirklich Interessantem erreichen wird. Doch nicht nur in der Redaktion, auch unter unseren Autorinnen und Autoren befinden sich viele Schulbetroffene. Ein oder zwei davon gehen tatsächlich noch unbezahlt als Schülerinnen oder Schüler in die Lehranstalt, die meisten unserer Schulbetroffenen verdienen sich ihren Lebensunterhalt jedoch als Lehrerinnen und Lehrer. All ihr Wissen und ihre Ideen, die sie nicht gegen wilde Grundschulkinder herausschreien oder gelangweilten Teenagern schmackhaft machen können, lassen sie in ihrer Schulfreizeit in Artikel fließen, aus denen wir dann noch so einiges lernen können. Nur in den Urlaub fahren dürfen sie in den Ferien nicht, sonst haben wir nichts davon. Immerhin können sie sich mit ihrem Lehrergehalt einen Urlaub leisten, der auch einmal weiter weg führt. In der Jungle World-Redaktion sieht es da – zumindest in diesen Sommerferien – eher mau aus. Brandenburg und Bayern nennt eine Redakteurin als Urlaubsziele, einen Lektoratskollegen verschlägt es ebenfalls nach Brandenburg, seiner Heimat treu bleibt der Inlandsredakteur und verbringt den Sommer auf »Balkonien, falls das Wetter besser wird«. Eine Redakteurin wagt sich gar bis Mecklenburg-Vorpommern und an die Ostsee, eine noch mutigere bis nach Karlsruhe. Aus Deutschland heraus kommen nur der Kollege, der in Frankreich zelten will, die Redakteurin, die im »Billigland« Bulgarien Urlaub machen will, und der Redakteur, der sich »auf den Spuren von Schtetl und Vernichtung« nach Riga und Vilnius begibt – zum Erholen geht es dann aber noch ans Meer. ­Einige können mit dem Konzept Schulferien gar nichts anfangen. Zum Glück gibt es noch die gemeinsame Redaktionsreise, die dieses Jahr bereits Ende August, also noch in den Schulferien, beginnt. Wohin es geht, wollen wir noch nicht verraten, das Reiseland soll ­jedoch derzeit in linken Kreisen sehr angesagt sein und fängt nicht mit »B« an. Na dann, schöne Ferien!