Homestory #33

Oh nein, die Welt geht unter! Manchmal, wenn die Redakteurinnen und Redakteure besonders lange in irgendeiner Korrekturschleife herumprokrastinieren, fördern sie schon sonderbare Nachrichten zutage. Besonders beliebt: Weltuntergangsszenarien. Jedes Jahr aufs Neue.

Irgendwer hat in den Sternen gesehen, dass demnächst mal wieder einer davon in unseren schönen blauen Planeten krachen wird: ein dicker, fetter, ominöser Eisplanet mit zehnmal so viel Masse wie die Erde, den Amateurastronomen wahlweise »Planet X« oder – basierend auf ebenso ominösen babylonischen Schriftquellen – »Nibiru« nennen. Zur Sache geht es schon nächsten Monat, am 23. September, um genau zu sein. Friss Eis, Klimawandel! Die finst’ren Kräfte aus dem All machen die Erde noch lange vor den schmelzenden Polarkappen und den aufsteigenden Methangasen platt. Und das nur einen Tag vor der Bundestagswahl. Ein Glücksfall für die SPD, der eine weitere demütigende Niederlage erspart bleibt.

Nibiru bewegt sich elliptisch im Weltraumschneckentempo um unsere Sonne – der Planet braucht dazu ganze 20 000 Jahre. Irgendwann kreuzt seine elliptische Umlaufbahn die Erde, aber bislang ging es gut, die beiden Himmelskörper blieben immer schön weit von einander entfernt. Diesmal wird’s aber leider heftig scheppern. Falls Nibiru so richtig frontal mit der Erde kollidiert, ist es natürlich ganz vorbei. Marke »Tieflader trifft Twingo«. Beliebter ist aber unter den »Planet X«-lern ein anderes Szenario: Die beiden Planeten rasen nur ganz knapp aneinander vorbei, was angesichts der größeren Anziehungskraft Nibirus – wir erinnern uns, zehnmal so viel Masse! – auf der Erde Tsunamis auslöst und auch sonst ziemlich viel Chaos verbreitet. An dieser Stelle wird es endgültig sehr kompliziert. Die »Planet X«-Theorie wird nämlich mit allerlei christlichen numerologischen Vorhersagen über die kommende Apokalypse kombiniert. Aus denen geht nach Meinung besagter Numerologen hervor, dass die die totale Sonnenfinsternis über Nordamerika am 21. August eine bis zum 8. April 2024 andauernde Endzeit einleiten wird, dem Zeitpunkt einer weiteren solchen Sonnenfinsternis. Die Eklipsen gibt es beide wirklich. Nur kriegen wir von der am 21. August in Europa leider gar nichts mit.

Leider hat Niburu sich einen sehr ungünstigen Flugwinkel ausgesucht, weswegen bisher noch niemand den Planeten gesehen hat. Auch die NASA sieht für seine Existenz keinerlei Beweis. Ob es für die SPD bei den aktuellen Wahlprognosen trotzdem sinnvoll ist, Wahlkampf zu führen, steht sowieso in den Sternen.