Platte Buch

Zweierlei Fluchten

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PBDie Graphic Novel »Schläfer im Sand« handelt von Aussteigern und Flüchtlingen und besteht aus zwei Teilen, die nicht miteinander verbunden sind. Schauplatz des ersten Teils ist Andalusien. Guero, ein junger deutscher Aussteiger, und Carlos, ein Migrant aus Mexiko, säubern die Strände Südspaniens für die Touristen. Eines Tages finden sie die Leiche eines Flüchtlings am Strand. Der tote junge Mann aus Afrika landet buchstäblich auf dem Müllhaufen der Geschichte Europas.
Zu einer einschneidenden Erfahrung wird für Guero die Begegnung mit dem geflüchteten Thenga.

Die gemeinsame Fahrt zur nächstgelegenen Müllhalde wird für ihn zum ­Beginn einer existentiellen Reise, von der ihn auch seine heimliche Liebe Paula nicht abhalten kann. Thenga berichtet von seinem schwierigen Leben in Dakar. Unterdessen macht sich Carlos Sorgen um einen verschwundenen Arbeitskollegen und sucht Rat beim Betreiber der Müllhalde. Thengas Geschichte wird in Rückblenden erzählt, eine wahre Flut von Bildern des Lebens von jungen Menschen, ihrem Existenzkampf und ihren Liebeleien in einem postapokalyptischen Afrika ergießt sich über die Seiten. Wortfetzen in Englisch, Französisch, Spanisch und ­Arabisch zeigen, wie polyglott der Globus ist.

Der zweite Schauplatz ist Dakar. »Willst du wirklich durch die Sahara?«, fragt ein junger Mann seinen Freund. »Was Besseres als Dakar finde ich überall«, lautet seine Antwort. Religion, Aberglaube, Armut und die Hoffnung auf ein besseres Leben werden hier explizit gemacht.
Andreas Hedrich (Zeichnungen) und Sebastian Pampuch (Story) ­erzählen die Geschichte zweier Fluchten: die aus der Wohlstandsgesellschaft und die vor der Armut. Beide Geschichten berühren einander, werden aber nie zusammengeführt. Ein Happy End kann es nicht geben.

Andreas Hedrich/Sebastian Pampuch: Schläfer im Sand. Mückenschwein-Verlag, Stralsund 2016, 88 Seiten, 22 Euro