Homestory #34

Vermutlich begann am 1. April 2012 der Anfang vom Ende von Air Berlin – dieser einst wunderbaren Fluglinie mit dem großen Herz für Journalisten, die unter dem eiskalten Sanierer Hartmut Mehdorn plötzlich geizig wurde und an ebendiesem Tag bekanntgab, dass die fabelhaften Presserabatte nicht mehr »zeitgemäß« seien. Wenige Monate vorher hatte die Bahn die Pressekonditionen mit Verweis auf die Wulff-Affäre gestrichen und fortan war die Bahncard für Journalisten genauso teuer wie für den Rest der Menschheit. Aber Air Berlin hielt noch ein Weilchen durch und gewährte hübsche Nachlässe. Waren das Zeiten, als man mit einem Presseausweis zum halben Preis flog und noch dazu ein verbilligtes Ticket für die Begleitperson bekam. Heute ist der Presseausweis kaum mehr was wert, nicht mal beim G20 kommt man rein.

Aber wir sind ja nicht nachtragend, zumindest was Air Berlin angeht. Wer einem einst Gutes getan hat, dem kann man auch mal was zukommen lassen. In unserem Falle ist das ein ganzes Paket Mitarbeiter und Freunde Ihrer geschätzten Wochenzeitung, die mit unserer (einstmals) geschätzten Airline die erste Etappe unserer Auslandsreise nach Albanien, von Berlin nach Wien, zu bewältigen plant. Doch oh Schreck: Air Berlin hat es nicht geschafft, mit dem Verkauf von überteuertem Kaffee und pappigem Gebäck in Kleinstportionen an die Passagiere so viel einzunehmen, dass die Insolvenz hätte abgewendet werden können. Aber als gewieften Kapitalismuskritikern war uns rasch klar, dass Air Berlin – wie auch die Deutsche Bank – schlicht too big to fail ist, der Überbrückungskredit kam dann ja auch prompt. Und auch wir werden unser Scherflein beitragen und brav dafür bezahlen, dass wir Zellulosebrötchen mit Muckefuck runterspülen dürfen.

Aber das Gejammer darüber ist wohl arg weicheiig, stehen wir – zumindest die Wagemutigeren unter uns – doch vor dem Beginn ­eines Abenteuers, in dessen Verlauf wir wohl mit ganz anderen Verkehrsverhältnissen rechnen müssen als den paar Turbulenzen, mit denen die Berliner Flugwirtschaft ja schon fast traditionsgemäß aufwartet. Denn bald stellt sich die spannende Frage, wem im ­albanischen Überlandbus überhaupt noch nach Trinken oder gar Essen zumute sein wird.