Die neuseeländische Labour-Vorsitzende Jacinda Ardern ist sehr beliebt

Knapp daneben

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Auch in Neuseeland wurde am Wochenende ein neues Parlament gewählt. Dort könnten die Sozialdemokraten eine Minderheitsregierung stellen, sollten die Koalitionsverhandlungen erfolgreich verlaufen. Dass es der Labour-Partei zeitweilig gelang, die konservative Nationalpartei in den Umfragen zu überholen, ist vor allem Jacinda Ardern zu verdanken – auch wenn es am Ende nur für knapp 36 Prozent reichte.

Ardern wurde in den neuseeländischen Medien als »Rockstar-Politikerin« gefeiert. Sogar ihr konservativer Gegenkandidat Bill English von der Nationalpartei sprach vom »Stardust« seiner Kontrahentin. Wobei »Stardust« womöglich der falsche Ausdruck ist. Neben glattgebügelten Politprofis wie English wirkt Ardern menschlich und vergleichsweise spontan. Als Andrew Little am 1. August unerwartet als Labour-Vorsitzender und Spitzenkandidat zurücktrat, übernahm sie dessen Ämter. Sieben Stunden nach ihrer Nominierung fragte sie ein Talkshow-Moderator nach ihren Kinderplänen – seiner Meinung nach eine berechtigte Frage an eine weibliche Bewerberin. Die frisch gekürte Labour-Kandidatin reagierte souverän: Sie persönlich habe entschieden, öffentlich darüber zu sprechen. Aber die Vorstellung, dass eine Frau im Jahr 2017 diese Frage ihrem Arbeitgeber beantworten müsse, sei vollkommen inakzeptabel. Die Aussage brachte ihr viel Zuspruch und war der Beginn der spektakulären Aufholjagd ihrer Partei.

Dass die Nationalpartei nun doch mit 46 Prozent der Stimmen gewonnen hat, könnte auch an den Steuergeschenken gelegen haben, die English versprochen hatte. Versprechen Labours, die Studiengebühren abzuschaffen und junge Eltern finanziell stärker zu fördern, konnten da wohl nicht mithalten. Wer nun Premierminister wird, entscheiden womöglich die Rechtspopulisten von New Zealand First, die 7,5 Prozent der Stimmen erhielten. Diese wären auch für Ardern ein möglicher Koalitionspartner. Im Wahlkampf hatte auch sie eine Begrenzung der Zuwanderung gefordert. An jedem Star klebt eben etwas Staub.