Fouad Laroui: »Der aussichtslose Kampf zwischen dir und der Welt«

Geschichte einer Radikalisierung

In seinem Roman erzählt Fouad Laroui vom Scheitern der Integration.

Schon die ersten Sätze, die Ali und Malika im Buch mit­einander wechseln, lassen ahnen, dass es zwischen den beiden Verliebten zu größeren Konflikten kommen wird. Noch ist der Ton neckisch, Ali will Malika schließlich überreden, mit ihm zusammenzuziehen. Er wirft ihr vor, sie habe keine Ahnung, wie man eine marokkanische Dala, eine Lammschulter mit Safran, zubereitet. Sie spricht das Wort auch noch falsch aus. Ali ist ein moderner Mann, es geht ihm nicht darum, bekocht zu werden, er kocht schließlich gern selbst. Ihn stört jedoch, dass Malika so wenig traditionsverbunden ist. Nicht einmal Arabisch spricht sie. Was eine Zoufria ist, weiß sie auch nicht. Ali und Malika leben in Paris und sind beide marokkanischer Herkunft. Aber zwischen dem Ingenieur Ali, der vor zehn Jahren aus Marokko nach Frankreich gekommen ist, und Malika, einer beurette, die in Frankreich als Kind nordafrikanischer Eltern geboren und aufgewachsen ist, vertiefen sich die Gräben. Als Ali, der in einem IT-Unternehmen tätig ist, wegen seiner Herkunft von einem sensiblen Projekt abgezogen wird, in das er bereits viel Zeit investiert hat, sieht er sich gezwungen zu kündigen. Liegt es an seinem streng religiösen Vetter Brahim, der eine als radikal geltende Moschee besucht und vermutlich von der Polizei ­beobachtet wird? Ali fühlt sich abgelehnt und stigmatisiert, er gleitet ab in eine Depression und später in die Radikalität, die schon bald sein Privatleben zerstört.

Der jüngst in deutscher Übersetzung erschienene Roman »Im aussichtslosen Kampf zwischen dir und der Welt« von Fouad Laroui erkundet die interkulturellen Differenzen eines Milieus, das viele Nichtmigranten naiverweise für homogen halten. Die Tiefenschärfe seiner Darstellung lässt erahnen, wie vertraut ihm die Erfahrungen seiner Figuren sind. Der Autor kam als Jugendlicher aus Marokko nach Paris, studierte dort und lehrt zurzeit in den Niederlanden französische Literatur und Philosophie. Der Schauplatz seines Romans ist das Paris der Gegenwart, das von Anschlägen, Verun­sicherung und Wut geprägt ist. Obgleich der Autor eine universitäre Bilderbuchkarriere hingelegt hat, scheint er den Sound der Straße zu kennen. Auch die deutsche Übersetzung von Christiane Kayser ist großartig, ob es um Wortspiele oder pointierte Dialoge geht.

Larouis Stärke sind packende, trotz aller Dramatik witzige Dialoge. Weniger gelungen sind die essayistischen Passagen, die die Romanhandlung unterbrechen. Man wünscht sich weniger erklä­rende Einschübe des Autors, der seinen Figuren stärker vertrauen sollte. Dennoch darf Laroui zweifellos als eine wichtige Stimme für die gesellschaftliche Debatte in Frankreich ­gelten.

 

Fouad Laroui: Im aussichtslosen Kampf zwischen dir und der Welt. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Merlin-Verlag, Gifkendorf 2017, 240 Seiten, 24 Euro