Der Comic »Die alten Knacker«

Alt, weiß und sympathisch

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PBAlt, weiß, männlich, auf dem Land lebend: Wer das Pech hat, diese Eigenschaften auf sich zu vereinen, kann sich mit gutem Recht als stigmatisiert betrachten, gilt diese Bevölkerungsgruppe doch in fortschrittlichen Kreisen als Hemmschuh jeglicher Modernisierung. Doch die beiden französischen Comic-Schöpfer Wilfrid Lupano (Autor) und Paul Cauuet (Zeichner) wollten da nicht mehr mitmachen und zeigen ihre »alten Knacker« – so der Titel ihrer Abenteuerserie – als sympathische Helden im Dauerkonflikt mit den Absurditäten des postmodernen Alltags- und Arbeitslebens. Die trockenen Dialoge im Dorfcafé üben sich in skeptischer Distanz, die bestens zur heiter-fatalistischen Atmosphäre von Dorfsterben und Landflucht in der südfranzösischen Provinz passt.

Helden der Geschichten, deren vierter Band jetzt erscheinen ist, sind Pierrot, Mimile und ­Antoine, ein seit Jugendtagen befreundetes Trio, das seine anarchistische Haltung gegenüber Obrigkeit und Wohlanständigkeit bis ins achte Lebensjahrzehnt bewahrt hat. Diesmal richtet sie sich gegen den fiktiven Pharmakonzern Garan & Servier, der EU-Subventionen für ein dubioses Immobiliengeschäft samt Abbau von fast 2 000 Arbeitsplätzen kassiert. Aber Lupanos und Cauuets Serie wäre nicht das, was sie ist, wenn nicht auch die Gegenseite – hier ein Ökobesetzercamp – augenzwinkernd ihr Fett abbekäme, etwa wenn deren Anführer, der schon fast mangamäßig makellose Vasco, öffentlich von sich sagt: »Ich achte auf meinen Körper und habe einen natürlichen Duft, der betört und erregt, das ist nicht immer einfach, glauben Sie mir …« Ästhetisch orientiert sich der Comic an großen Vorbildern: Die klare Koloration und der detailfreudige Strich erinnern eindeutig an Franquin, der trocken-lakonische Humor des Szenarios an Goscinny. Wer »Spirou« und »Lucky Luke« mag, der sollte den »alten Knackern« eine Chance geben.

 

Wilfrid Lupano/Paul Cauuet: Die alten Knacker, Bd. 4:
Die Zauberin, Splitter-Verlag, Bielefeld 2017, 14,80 Euro