Das Medium

Das Dingsie von Oma

MedWer es erfunden hat, ist leider nicht bekannt. Was vielleicht daran liegt, dass es sich ja nur um ein Frauendingsie handelt und der Erfinder deswegen nicht mit ähnlichem Ruhm bedacht wird wie sein Kollege, der die Dampf­maschine ersann. Oder vielleicht auch bloß daran, dass die Geschichte bei Wikipedia einfach niemanden interessiert.

Jedenfalls ist die Idee alt. Sehr alt, um genau zu sein, denn schon unsere Urgroßmütter benutzten dieses Dingsie. Meine Oma hatte gleich mehrere, in verschiedenen Farben selbstverständlich, denn das Grunddesign ist immer gleich: ein schwerer, meist runder und ziemlich platter Beschwerer, und dran ein ­gekrümmter Haken, und fertig ist der Handtaschenhalter.
Die Idee ist ganz sicher in einem Café entstanden, wahrscheinlich sogar in einem Ausflugslokal. Die Handtasche einfach auf den Boden zu stellen, war keine gute Idee in Zeiten, als sie noch aus hochwertigem Leder – es gab sogar eine Zeit, in der Elefanten zu Taschen verarbeitet wurden – hergestellt wurden, das irreversibel fleckig wurde. Schon gar nicht in Outdoor-Etablissements, wo auf dem Boden traditionell viel Natur plus Kuchenmatsch vorkommt.

Also sann der Erfinder oder die Erfinderin auf Abhilfe – und schwupps war es da, das Dingsie. Das zwar gut zu transportieren, aber nicht eben leicht ist, denn natürlich muss der Beschwerer, der auf dem Tisch platziert wird, in der Lage sein, ein paar Kilo Handtasche an Ort und Stelle zu halten – die Tasche selbst hängt unterm Tisch am gebogenen Haken.
Hatte man das Glück, so ein Dingsie zu bekommen, musste man lange gut darauf aufpassen, denn es gab sie viele Jahre nicht mehr, oder nur im Damenfachhandel, aber nun sind sie wieder da, die Halter. Was ein Glück.