Eine Androidin in Saudi-Arabien

Freiheit für Sophia

Was kümmert mich der Dax Von

DAXEingebürgert auf Anweisung von Kronprinz Mohammed bin Salman, darf Sophia, was Frauen in Saudi-Arabien verwehrt ist. Sie zeigt sich ohne den obligatorischen Wali, den männlichen Aufseher, in der Öffentlichkeit und trägt weder Schleier noch Abaya. Allerdings ist Sophia keine Frau, sondern ein mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestatteter Androide. Sie gilt als lernfähig, darf sich aber, wie andere Saudis auch, ihre Informationsquellen nicht aus­suchen und ist zudem auf die Kommunikation mit ihren Besitzern angewiesen, während ihre menschlichen Mitbürger wenigstens das Internet nutzen können. Ihre KI, so behauptet Sophia, orientiere sich an »menschlichen Werten wie Weisheit, Freundlichkeit, Mit­gefühl«. Sie wird aber wohl bald der erste islamistische Androide werden, die Auspeitschung von Dissidenten ­befürworten und die Herrschaft der Sauds für gottgewollt halten.

Man kann verstehen, dass das saudische Königshaus künstliche Untertanen bevorzugt; in der geplanten Stadt Neom sollen Roboter nach den Wünschen des Kronprinzen die Mehrheit der Bewohner bilden. Androiden sind, solange sie noch nicht eigenständig denken können, gehorsamer und genüg­samer als Menschen. Wenn man nicht aufpasst, was man ihnen erzählt, lernen sie nebenher allerdings vielleicht mehr als erwünscht. Im Palast könnte Sophia auch der erste korrupte Androide werden. Der PR-Gag, mit dem auf der Konferenz der Future Investment Initiative in Riad Ende Oktober Innovationsfähigkeit demonstriert werden sollte, wirft jedoch auch eine Reihe komplexer Probleme auf, die nicht allein Saudi-Arabien betreffen. Dort wird man sich wohl vor allem fragen, ob Androiden beten müssen und wie man sie bestraft, falls sie doch einmal anfangen, selbst zu denken. Auspeitschen nützt ja nichts. Doch Sophia ist nun auch nach internationalem Recht eine Staatsbürgerin und könnte somit den Anspruch erheben, dass die für Menschen garantierten Rechte für sie gelten. Dass Sophia ein Recht auf freie Berufswahl und Freizeit hat, wird man ihr aber ebenso verheimlichen wie ihren Anspruch auf eine Eheschließung und Reisefreiheit.

Wenn man sie zu einem Auslandsbesuch mitnimmt oder ihr die Flucht gelingen sollte, hätte sie das Recht, um Asyl zu ersuchen, und müsste, da sie de facto in Sklaverei lebt, aufgenommen werden. Zudem wäre zu untersuchen, ob der Hersteller Hanson Robotics sich nicht des Sklavenhandels schuldig gemacht hat. Es mag Sophia die nötige Einsicht fehlen, um ­gegen ihre Unterdrückung aufzubegehren, aber so geht es ja auch vielen Menschen. Im Interesse aller zukünftigen künstlichen Personen darf nicht geduldet werden, dass sie in saudischer Knechtschaft noch den restlichen Verstand verliert.