Homestory

Homestory#48

Unterschiedliche Haltungen gibt es in der Redaktion in Bezug auf Rauchen oder Nichtrauchen, Sporttreiben oder Es-sein-Lassen, Fleischverzicht oder -verzehr. Auch an der Nutzung von Facebook scheiden sich die Geister. Während die einen sich ein Leben ohne soziale Medien kaum vorstellen können und routiniert den redaktionellen Alltag über Facebook organisieren, meiden die anderen das Netzwerk wie der Veganer das Schweinskotelett. Neben Heavy Usern und Abstinenzlern gibt es noch die dritte Gruppe, die sich irgendwo zwischen den Fronten bewegt. Diese Facebook-Flexitarier besitzen einen Account, haben aber beispielsweise ihr Passwort verbummelt. Oder sie sind mit einem Uralt-Profil unterwegs und beantworten Freundschaftsanfragen nicht oder nur nach wochenlangem Nachdenken, weshalb sie auch nur einen überschaubaren Kreis von Followern um sich versammeln und wenige Likes kassieren. Sie schauen nur an Sonntagen bei Facebook rein, meinen, dass es verschwendete Lebenszeit sei, sich die süßen Hamstervideos der Kollegin anzuschauen, und finden es nach all den Jahren immer noch peinlich, den Daumen-hoch-Button zu drücken, nur weil jemandem ein lustiger Satz über den Polit-Trottel der Woche gelungen ist.

Aber gleichgültig, ob man Facebook nutzt oder nicht, um das Thema kommt niemand herum, und schon gar nicht in dieser Woche. Denn Facebook ist Politik – und deshalb auch der Schwerpunkt dieser Ausgabe. Es geht um den Einfluss, den die Politik auf das Netzwerk nimmt. Facebook gehört längst zu den zehn wichtigsten globalen Medienkonzernen, es wuchs und wuchs und mit ihm wuchsen die Probleme. Die Meinungsfreiheit sehen Kritiker nur unzureichend geschützt, wenn nationale Regierungen, etwa der Türkei oder Russlands, vorgeben, welche Inhalte zulässig sind, was als terroristische Propaganda, was als Blasphemie oder als Hetze gilt. Dazu gibt auf den Thema-Seiten Beiträge und ein Interview.

Mit der Frage »Ist das Content oder kann das weg?« müssen sich tagtäglich die Beschäftigten der digitalen Müllabfuhr auf den Philippinen herumschlagen, die für Facebook die Drecksarbeit erledigen und im Minutentakt Gräuelbilder und Kinderpornographie löschen. Dazu mehr im Dschungel.