Die japanische Abgeordnete Yuka Ogata setzt sich für berufstätige Mütter ein

Kontroverse mit Kind

Die japanische Abgeordnete Yuka Ogata setzt sich für berufstätige Mütter ein
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Besonders viel hätte er von den Debatten sicher nicht mitbekommen. Dennoch musste er als unerwünschter Besucher nach einigen Minuten im Plenarsaal wieder gehen. Die Abgeordnete Yuka Ogata hatte ihren sieben Monate alten Sohn am Mittwoch vergangener Woche zu einer Sitzung des Stadtparlaments im japanischen Kumamoto mitgebracht. Kinder sind laut in der Geschäftsordnung nicht explizit von den Sitzungen ausgeschlossen – den anderen Abgeordneten galt Ogatas Sohn jedoch als Besucher, und diese müssen in der Besuchertribüne Platz nehmen oder den Raum verlassen. Nach Diskussionen mit dem Parlamentsleiter und anderen Mitarbeitern gab die 42jährige das Baby schließlich außerhalb des Sitzungssaals in Obhut. Dabei war das Mitbringen ihres Sohnes durchaus als politischer Beitrag zu verstehen. »Ich wollte auf die Schwierigkeiten hinweisen, denen Frauen begegnen, die versuchen, Karriere und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen«, sagte Ogata der japanischen Zeitung Asahi Shimbun zufolge nach der Sitzung. Es war die erste, an der die 2015 gewählte Abgeordnete nach der Geburt ihres Sohnes wieder teilnahm. Zuvor habe sie sich vergeblich mit der Bitte an das Parlamentssekretariat gewandt, dieses möge den Abgeordneten erlauben, ihre Kinder zu Sitzungen mitzubringen oder eine Kinderbetreuung im Hause zur Verfügung zu stellen. Ihr sei geraten worden, privat einen Babysitter zu engagieren. Obwohl Ministerpräsident Shinzo Abe vor Jahren mit einer »womenomics« genannten Initiative versprach, die Berufstätigkeit von Frauen zu fördern und die staatliche Kinderbetreuung auszubauen, sind es im internationalen Vergleich immer noch wenig Frauen, die in Japan arbeiten gehen. Für staatliche Kinderbetreuungsplätze gibt es lange Wartelisten. In Spitzenpositionen und Parlamenten sieht es in Japan mit dem Frauenanteil besonders schlecht aus. Sie wolle, dass das Stadtparlament zum Ort werde, an dem Frauen aktiv teilnehmen können, lautete Ogatas Forderung. Dass Frauen meist nicht alleine Kinder haben, wird in der Debatte allerdings ausgeblendet. Karriere und Kindererziehung zu vereinbaren gilt fast immer nur als Frauenproblem. Neben der Bereitstellung öffentlicher Betreuungsplätze wäre es wichtig, dass auch Männer selbstverständlich Sorgearbeit übernehmen.