Das Medium

Vom Hater zum Nichtraucher

Zu den erstaunlich überschaubaren Motiven eines werdenden Nichtrauchers gehört immer das Geld. Die Aussicht, künftig Hunderte Euro monatlich zum Verprassen zu haben, ist theoretisch nicht schlecht, praktisch jedoch nicht sehr verlockend, wenn das Einzige, das man wirklich kaufen möchte, ­Zigaretten sind. Und so ist es besonders schade, dass ein wunderbares Argument für den Nikotinstopp nie genannt wird: Hass. Gemeint ist natürlich nicht der alltägliche Hass auf blöde Gegenstände, die gerade das Leben komplizieren, sondern der auf Menschen. Sich zehn, 15 Minuten Zeit zu nehmen und die Namen all derjenigen aufzuschreiben, die man gern überleben möchte, lohnt sich auf jeden Fall. Dazu ist kein ausgiebiges Ausmalen, wie man fröhlich lächelnd zu deren Beerdigung geht, erforderlich. Das wäre stillos und Stillosigkeit ist selbst bei heftigstem Nikotinentzug unentschuldbar. Idealerweise umfasst die Hassliste ­ausschließlich Personen, die man nicht wirklich kennt. Denn im eigenen Todesfall ist es für die Hinterbliebenen vermutlich ­angenehmer, wenn sie sich nicht auf der »Wen ich unbedingt überleben möchte«-Liste wiederfinden. Ansonsten passen alle rauchenden und nichtrauchenden Zeitgenossen auf die Liste, denn, wie der Wiener Sportjournalist Friedrich Torberg einmal anmerkte: »Auch Nichtraucher müssen sterben.«

Jedenfalls: Um die 50 extrem nervige, selbstverliebte, indolente, dämliche Personen dürften selbst für hippieeske Neu-Nichtraucher schnell zu finden sein. Dann muss man sich deren Namen nur noch merken – die Liste hat man schließlich nicht immer bei sich – und schon kann man immer, wenn man echt gern eine rauchen möchte, dran denken, dass das nun nicht geht, weil man ja länger leben möchte als Tuppes X.