Platte Buch

Von wegen eintönig

Als es die drei Akkorde spielenden, dreckigen und rüpelhaften Punker der späten siebziger Jahre zu arg ­getrieben hatten und abzusehen war, dass der anarchische Habitus sich über kurz oder lang in ein langweiliges Einerlei verwandeln würde, da entstand Post-Punk. Das Präfix »Post-«, mit dem sich meist eher (siehe Postmoderne) ein Zurückgehen hinter das verbindet, was davor lag, bedeutete im Post-Punk allerdings eine glückliche Korrektur. Alles, was am Punk blöde war, wurde überwunden. Post-Punk war die Selbstreflexion des Punk, ihre Radikalität zog sie nicht allein aus ihren Gesten, sondern aus ihrer Virtuosität, aus ­ihrem Mut und aus der Tatsache, dass das Publikum sich nicht so leicht mit dem Post-Punk identifizieren konnte.
Die Musik der Band The Monochrome Set ist zweifelsfrei der Inbegriff dessen, was man als Post-Punk versteht. Als sie 1978 entstand, hatte sie einen ähnlich rauen Sound wie die britische Band The Fall und hörte sich dennoch so klar an wie die Musik der US-amerikanischen Talking Heads. Die Stimme des Sängers Bid erinnerte dabei frappant an den ­jungen Syd Barrett, als dieser noch bei Pink Floyd war.

Die Band, deren enormer Einfluss auf diverse Indie-Formationen ­deutlich zu hören ist, hat nach mehrmaligen, teilweise zehn Jahre langen Pausen wieder zusammengefunden und seit 2010 vier Alben veröffentlicht. Das im Februar erscheinende »Maisieworld« ist eine solide Pop­platte. Die Stimme des Sängers Bid ist zwar nicht mehr die jüngste, ihr Charme aber ist geblieben. Er singt über Smartphones und über Frauen, die sich wie Roboter verhalten, der erste Song heißt »Give Me Your Youth« – die Texte sind gekennzeichnet von Traurigkeit, doch summt man die zehn Songs mit. Was in den Texten schwer wiegt, machen die Melodien mit ihrer Leichtigkeit wett. Und wer dann noch nicht genug hat: Parallel zum neuen Album erscheinen die kompletten Aufnahmen der Band von 1979 bis 1985 in einer LP-und CD-Box.

The Monochrome Set: Maisieworld (Tapete Records)