Eine Woman of Colour auf Schloss Windsor
Ohne Hubschrauberflüge und Kindergartenbesuche würden die Prinzen vor Langeweile sterben. Es sind Beschäftigungsmaßnahmen. Die Ausrutscher, die Harry sich leistete, also sich als Nazi verkleiden, einen Kollegen »paki« nennen, eine Partynacht in Las Vegas feiern – das waren kleine Fehler. Aber es war keine Rebellion. Was wird passieren, wenn irgendwann mal ein Royal geboren wird, der tatsächlich rebellieren möchte? Was wird passieren, wenn Harrys zukünftige Kinder schwul sind? Oder queer? Oder poly? Wenn sie nicht heiraten wollen? Wenn sie links werden? Wenn sie Scientologen werden wollen? Oder zum Islam konvertieren? Was würde passieren, wenn diese Kinder frei sein wollten?
Es gibt Armut in Großbritannien, Ungleichheit, soziale Kälte. Aber die Armen sind nie auf die königliche Familie wütend, nennen sie nie Schmarotzer. Die Wut richtet sich gegen die Polen, die ihr Kindergeld nach Hause schicken, gegen Flüchtlinge, die Flat-Screen-Fernseheapparate besitzen, gegen Alleinerziehende, die ihr Arbeitslosengeld für Titten-OPs sparen, gegen Behinderte, die extra Sozialhilfe fürs Leben als Gehandicapte kriegen und trotzdem manchmal in Vergnügungsparks gehen. Wenn die Gefangenen in Großbritannien ein bisschen Truthahn am Weihnachtstag serviert bekommen, regen sich Boulevardjournalisten darüber auf, als stünde ein Schwan auf der Speisekarte.
Die Wut richtet man nach unten, nach oben wird geschwärmt. Woher kommt das? Vielleicht braucht das Volk die königliche Familie, um die soziale Ungleichheit zu ertragen: Ihr habt euren Spaß im Schloss, wir haben unseren Spaß im Pub. Hier sind wir – wir haben Spaß. Da die wenigen Jahre, die das Land als Republik erlebt hat, auch die Zeiten des Puritanismus waren, wird die königliche Familie im Umkehrschluss mit Wohlleben, Genuss und Party assoziiert. Wenn das Land erwachsen genug ist, die Royals abzulehnen, wird es vielleicht eine gerechtere Gesellschaft anstreben. Die königliche Familie wird durch Roboter ersetzt! Die Armut durch Gerechtigkeit! Warum nicht? It’s worth a try.