Der rechtsextreme Luca Traini hat in Italien auf Migranten geschossen

Der besorgte Bürger ist überall

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LTDie Carabinieri nahmen Luca Traini am Denkmal für die Kriegsgefallenen in Macerata fest. Der 28jährige empfing die Beamten mit dem Ruf »Italien den Italienern. Ich habe getan, was ich tun musste«, dem faschistischen Gruß und der Nationalflagge um die Schultern gehängt.

Zwei Stunden lang hatte Traini auf Migranten geschossen, er verletzte sechs Menschen, manche davon schwer. Als Motiv nannte er, dass er den Mord an der 18jährigen Pamela Mastropietro rächen wollte, deren Leiche einige Tagen zuvor in der Nachbarstadt zerstückelt in zwei Koffern gefunden worden war. Ein Mann aus Nigeria, der sich ohne gültigen Papiere in Italien aufhält, steht unter Verdacht, die junge Frau ermordet zu haben. Der Fall hatte Aufsehen erregt. Für den rechtsextremen Traini, in dessen Wohnung unter anderem eine Kopie von »Mein Kampf« gefunden wurde, war das ein Grund, »ein Blutbad anzurichten«. So hatte er es Zeugen zufolge auch am Samstagmorgen angekündigt, man habe ihn allerdings nicht ernst genommen, er habe so oft wirres Zeug erzählt.

Deutlicher hatten sich italienische Politiker zum Fall der ermordeten jungen Frau geäußert: »Was machte dieser Wurm noch in Italien?« schrieb der Generalsekretär der rassistischen Lega Nord, Matteo Salvini, auf Facebook. Schuld sei die Mitte-links-Regierung, an deren Händen Blut klebe. Dass die rassistische Gewalt jetzt von einem Anhänger seiner eigenen Partei ausging – Traini hatte bei den Kommunalwahlen in Macerata für die Lega kandidiert, allerdings keine einzige Stimme bekommen – ist fast genau einen Monat vor den Parlamentswahlen zwar unpassend. Gleichzeitig bietet die Tat die Gelegenheit, die »unkontrollierte Immigration« in den Mittelpunkt der Debatte zu stellen und im Wahlkampf verstärkt zu hetzen, was auch Salvinis Bündnispartner Silvio Berlusconi keine 24 Stunden nach Trainis Verhaftung tat: Traini sei geistig gestört, das eigentliche Problem seien die Migranten, eine »soziale Bombe, die jederzeit explodieren kann«. Das kennt man in Deutschland, wo nach jedem Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft die »Ängste der Bürger« zum wichtigsten politischen Thema werden. Inzwischen sitzt Traini im selben Gefängnis wie der nigerianische Mordverdächtige. Beruhigend ist das kaum. Der besorgte Bürger ist überall.